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Esslinger Gesundheitsmagazin 27
Dr. Jürgen Zieger (re.), Oberbürgermeister
der Stadt Esslingen a. N., im Gespräch
mit Bernd Sieber, Geschäftsführer des
Klinikums Esslingen
gen und sorgen beispielsweise mit einer
eigenen Stabsstelle und der Beauftragten
für Senioren und bürgerschaftliches
Engagement, Renate Schaumburg, für die
kompetente fachliche Begleitung. Bereits
seit 1998 gibt es beispielsweise mit dem
Forum Esslingen eine zentrale Anlauf-
stelle für Ehrenamtsinitiativen. 2005
haben wir das Netzwerk ESaktiv gegrün-
det. Es hat die Aufgabe, die Arbeit von
Engagierten, Organisationen, Verwaltung
und Politik zu verbinden. Außerdem hat
ESaktiv gemeinsame Standards für Rah-
menbedingungen bürgerschaftlichen
Engagements entwickelt. Dazu gibt es
Fortbildungen von der Vermittlung inter-
kultureller Kompetenz bis zu Yoga-Kur-
sen, in denen die Teilnehmer lernen, auch
sich selbst etwas Gutes zu tun. Und zum
„Kino auf der Burg“, das ja auch nur mit
dem Engagement vieler freiwilliger Helfer
funktioniert, laden wir alle Ehrenamtli-
chen in der Stadt zum Tag des Ehrenamtes
ein, um ihre Arbeit zu würdigen.
Herr Sieber, das Klinikum Esslingen
erhält für seine Leistungen Geld von
den Krankenkassen. Außerdem tra-
gen das Land und die Stadt zum Bud-
get bei. Müssen die Fördervereine
Lücken im Budget füllen?
Bernd Sieber:
Nein, das wäre zu kurz
formuliert. Die Patientenversorgung müs-
sen wir schon aus unserem Budget selbst
sicherstellen, auch wenn die finanziellen
Spielräume nicht gerade üppig sind. Aber
es gibt doch eine ganze Reihe von Dingen,
die im Budget eines Krankenhauses nicht
vorgesehen sind, unseren Patienten aber
den Aufenthalt in der Klinik erleichtern
oder auch sicherer machen. Da sind wir
vor allem unseren beiden Fördervereinen
proklinikum und Herzklopfen sehr dank-
bar. Unseren Patientengarten zum Bei-
spiel mit seinem Bewegungsprogramm
„Fünf Esslinger“ hätten wir ohne die
Finanzierung durch proklinikum nicht rea-
lisieren können. Manchmal sind es auch
kleine Anschaffungen, die aber für die
Patienten ein Gewinn sind, wie etwa neue
Tretroller für die Klinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie. Genauso sind wir
immer wieder sehr dankbar, für die regel-
mäßige Spende aus der Aktion Zahngold,
an der sich die Zahnärzte im gesamten
Landkreis sehr engagiert beteiligen.
Die Fördervereine unterstützen aber
auch die medizinische Versorgung.
Bernd Sieber:
Ja, das ist richtig. Oft hilft
eine Spende dann, den medizinischen
Fortschritt rascher zu realisieren, wie im
letzten Jahr mit einer 30.000 Euro Spende
von Herzklopfen, mit der wir in der Kar-
diologie eine Kreislaufunterstützungs-
pumpe anschaffen konnten. Oder ganz
aktuell der Neubau unserer Schlaganfal-
leinheit. Dank einer Spende von proklini-
kum in Höhe von 900.000 Euro konnten
wir die Stroke Unit großzügiger und pati-
entenfreundlicher gestalten, als das mit
den üblichen Fördermitteln möglich
gewesen wäre.
Dr. Zieger:
Gerade die Arbeit der Förder-
vereine zeigt, wie segensreich bürger-
schaftliches Engagement ist. Deren Mit-
glieder engagieren sich nicht nur freiwillig
und kostenlos, sondern tragen zusätzlich
mit ihren Mitglieds- und Förderbeiträgen
dazu bei, das solch großzügige Spenden
möglich werden. Zudem unterstützen sie
die Arbeit unseres Klinikums durch Pati-
enteninformationen und gesundheitliche
Aufklärung.
Wenn sich jemand in Esslingen
ehrenamtlich engagieren möchte,
wohin kann er sich wenden?
Bernd Sieber:
Unsere beiden Förderver-
eine proklinikum und Herzklopfen sind
dankbar für jedes neue Mitglied. Aber
auch die Grünen Damen oder die freiwil-
ligen Helfer, die die Patientenbibliothek
organisieren, freuen sich über Unterstüt-
zung. Für viele unserer Patienten, die eine
schwere Krankheit durchgemacht haben,
sind zudem die Selbsthilfegruppen eine
wichtige Stütze. Hier können sich Betrof-
fene engagieren.
Dr. Zieger: In Esslingen gibt es viele Mög-
lichkeiten, sich ehrenamtlich zu betätigen,
so dass jeder etwas finden kann, das sei-
nen Fähigkeiten und Interessen ent-
spricht. Auf der Homepage der Stadt hat
die Esslinger Freiwilligenagentur dazu
eine Engagement-Datenbank eingerich-
tet, auf der sich geordnet nach Kategorien
von Soziales und Gesundheit, über
Betreuung und Begleitung bis zu Sport,
Kunst und Kultur ein großes Angebot an
Einsatzmöglichkeiten findet. Im Übrigen
fördert ehrenamtliches Engagement für
und mit anderen Menschen auch das
eigene seelische Gleichgewicht und die
eigene Gesundheit.
Das Gespräch führte
Michael Sommer