2 2013
Esslinger Gesundheitsmagazin 35
es gibt doch eine ganze Reihe von Patienten, die vor 20 Jahren
operiert wurden, ohne dass ein Prothesenwechsel nötig ist.
Bewährte Implantate und Operationsverfahren
Auch für künstliche Kniegelenke sind die Langzeitdaten im
Durchschnitt sehr gut. Danach sind zehn Jahre nach der Ope­
ration 85 bis 90 Prozent der Patienten beschwerdefrei. Nach 15
Jahren sind es noch rund 80 Prozent.
„Die Daten zeigen aber auch, dass die bewährten Implantate
und Operationsverfahren gut sind“, urteilt Professor Degreif.
„Alle neu entwickelten Alternativen müssen den Langzeiterfolg
erst noch beweisen.“ Den Oberflächenersatz beim Hüftgelenk
nennt er als ein Beispiel, von dem sich viele große Erfolge ver­
sprochen hatten. Hier wird nur die Oberfläche des Gelenkkopfes
durch eine Kappe ersetzt. Was zunächst positiv klingt, weil viel
weniger Knochen entfernt werden muss, hat sich in der Praxis
aber inzwischen als problematisch erwiesen. „Mit dem Oberflä­
chenersatz gab es viel Ärger mit Komplikationen und Metallio­
nen, die sich im Blut der Patienten fanden.“
Bereits am Tag nach der Operation beginnt die Rehabilitation.
Knie oder Hüfte werden bereits bewegt. „Zwölf Wochen nach
einer Hüft-OP können die meisten Patienten wieder tanzen
gehen“, verspricht Professor Degreif. „Knie-Operationen sind
dagegen nicht so berechenbar.“ Manche Patienten brauchen bis
zu einem Jahr, bis sie sich wieder völlig beschwerdefrei und pro­
blemlos mit dem künstlichen Kniegelenk bewegen können.
Grund ist die komplizierte
Mechanik des Kniegelenkes.
Beim Hüftgelenk muss die
Kugel gut in die Hüftpfanne
passen, dann ist für eine sta­
bile Führung gesorgt. Beim
Kniegelenk dagegen sorgt ein
komplizierter Kapsel-/Band­
apparat dafür, dass das Gelenk
stabil geführt wird und so
beweglich ist, wie es sein soll.
Gerade mit einem Kunstgelenk
müssen Kapsel und Bänder
optimal funktionieren. Auch die Prothese selbst muss natürlich
passen. Deshalb gibt es unterschiedliche Größen und für sch­
malere Knie jeweils auch schmale Varianten. Eine wichtige Vor­
aussetzung für den Operationserfolg ist außerdem die korrekte
Achsstellung des Oberschenkels zum Unterschenkel. „Wir setzen
deshalb seit über zwölf Jahren Navigationssysteme während der
Operation ein.“ Die moderne Technik zeigt demOperateur genau,
in welchem Winkel und in welcher Stellung er das Implantat
einsetzen muss. „Die Navigationssysteme steigern die Präzision
und die Zuverlässigkeit der Implantation. Das ist inzwischen
auch durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen.“
Wenn dann aber schließlich doch das künstliche Knie oder die
Hüftprothese Probleme macht, dann kann ein Prothesenwech­
sel nötig werden. „Wechseloperationen sind in jedem Fall
anspruchsvoller“, so Professor Degreif. Gelenkschmerzen weisen
darauf hin, dass mit der Prothese etwas nicht stimmt. „Vor allem
bei einer Lockerung der Prothese sollte schnell reagiert werden“,
rät Professor Degreif, „denn meist richtet die Lockerung den
größten Schaden an.“ Aber auch hier gilt, dass jeder Einzelfall
geprüft werden muss. Vor allem bei Hochbetagten müssen Ope­
rationsrisiko und Leidensdruck abgewogen werden.
so
„Die Implantation eines künstli-
chen Hüftgelenkes gilt heute als
eine der erfolgreichsten Opera-
tionen überhaupt, mit sehr
guten Langzeitresultaten.“
Prof. Dr. Jürgen Degreif
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