

40 Esslinger Gesundheitsmagazin
1 2016
Esslingen veranstaltet wird“, sagt Nau-
joks. Die Ausbildung pro Mitarbeiter
kostet 6.000 Euro. „Diese Kosten trägt
das Heim komplett alleine“. Hinzu
kommt, dass der Mitarbeiter dann auf
dem Wohnbereich fehlt und so die
Betreuung der Bewohner auf die verblei-
benden Kräfte verteilt werden muss.
„Dennoch ist die Weiterbildung sehr
wertvoll, vermittelt sie doch ein ganz-
heitliches Betreuungskonzept, das auch
psychosoziale Aspekte der Krankheitsbe-
wältigung bis hin zu spirituellen Aspekten
der Pflege umfasst“, so Thilo Naujoks
weiter.
Spezialisierte Versorgung
Fünf Palliativkräfte sind zurzeit in den
Städtischen Pflegeheimen beschäftigt.
„Neben der Betreuung der Bewohner,
beraten sie das Team im Umgang mit
Trauer und Tod“, sagt Silvio Schuster.
Doch in der täglichen Arbeit bleibt oft
nicht genug Zeit dafür. „Vieles von ihrem
erlernten Wissen, können die Palliativ-
kräfte nicht anwenden und weitergeben“,
sagt er. Nicht selten kommt da Frust auf.
Vor allem, weil die Pflegekräfte den
Bewohnern ihren Wunsch erfüllen möch-
ten, im Heim zu sterben und nicht im
Krankenhaus. „Das Heim ist ihr Zuhause“,
sagt Naujoks.
Eine der Palliativkräfte ist Annemarie Vas.
Sie arbeitet im Pflegeheim Berkheim und
hat 2011 ihre Fortbildung zur Palliativ
Care Fachkraft abgeschlossen. Sie ist die
wichtigste Ansprechpartnerin für die
Mitarbeiter und Kollegen, wenn sie mer-
ken, dass sich der Zustand eines Bewoh-
ners stark verschlechtert. „Wir bespre-
chen dann, ob eine Einweisung ins
Krankenhaus gewünscht ist und in wie
weit die Angehörigen Zeit für die
Betreuung haben und Hilfe vom Hospiz-
dienst benötigen“, sagt Vas. Die Palliativ-
kraft sucht dann auch das Gespräch mit
dem Hausarzt, um abzuklären, welche
Medikamente abgesetzt werden können
und wie die Schmerztherapie optimal ge
währleistet werden kann. „Die Ärzte ken-
nen mich und wir arbeiten vertrauensvoll
zusammen.“ Die Einweisung ins Kranken-
haus kann oft vermieden werden, denn
durch ihre spezielle Ausbildung kann
Annemarie Vas, die Bewohner auch im
Pflegeheim gut versorgen. In einem
dreimonatigen Praktikum auf der Pallia-
tivstation des Klinikums Esslingen hat sie
gelernt, worauf es unter anderem bei der
Gabe von Medikamenten für Palliativpa-
tienten ankommt. Nutzen kann sie hier-
bei auch ihr Wissen als Schmerzthera-
peutin, auch Pain Nurse genannt. Ihr
Wissen gibt Annemarie Vas in Fortbil-
dungen an ihre Kollegen weiter und ist
als Ansprechpartnerin für Fragen da.
Auch in die Anleitung der Auszubilden-
den ist sie involviert.
Lebensqualität erhalten
Die Verlegung von Bewohnern ins Kran-
kenhaus in der Sterbephase kann oft
auch durch die Zusammenarbeit mit der
Spezialisierten ambulanten Palliativver-
sorgung (SAPV) verhindert werden. Die
SAPV ist bei den Kreiskliniken angesie-
delt. Dort sind die Städtischen Pflege-
heime über ein Kuratorium intensiv ein-
gebunden und unterstützen die SAPV von
Anfang an. Annemarie Vas ist im Pflege-
heim Berkheim die Schnittstelle zwischen
den beiden Einrichtungen. „Oft braucht
die SAPV gar nicht ins Haus zu kommen,
weil wir als Palliativkräfte geschult sind“,
erzählt Annemarie Vas.
Ansonsten kommt das SAPV-Pflege-
Team Tag und Nacht ins Heim, wenn ihre
Hilfe benötig wird. „Sie lindern Schmer-
zen durch eine Schmerzpumpe oder ver-
abreichen Medikamente gegen Übelkeit,
Unruhe und andere Beschwerden“, sagt
Naujoks. Zum SAPV-Team gehören neben
speziell ausgebildeten Palliativkräften
auch Fachärzte, die sich mit der Gabe von
Schmerzmitteln gut auskennen. In der
Regel tragen dann die Krankenkassen die
Kosten für die Versorgung durch die
SAPV. Neben der Linderung der körperli-
chen Beschwerden ist Annemarie Vas
etwas anderes noch ganz wichtig: „Wir
möchten auch die Lebensqualität für den
„Das Heim ist
ihr Zuhause.“
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Über einen speziellen Katheter verabreicht die Palliativkraft
Annemarie Vas ein Schmerzmittel