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Esslinger Gesundheitsmagazin 37
Online sein ist heute ganz normal.
Für manche gilt das sogar rund um
die Uhr. Doch wie alles, das exzessiv
gemacht wird, hat auch das pausen-
lose Gamen oder Chatten ein großes
Suchtpotenzial. Außerdem: Mancher
Dauerzocker neigt zu Aggressivität
und/oder Übergewicht.
Pr oblempunk t Sucht .
Es beginnt früh,
meist mit harmlosen Computerspielen. Da legen
Sechsjährige online einen Garten an, pflanzen
Blümchen und Bäume. Doch wer das regelmäßige
Gießen verpasst, hat verloren. Also muss das
Gerät laufen so oft es geht. Das setzt sich immer
weiter fort, bis mit 15 oder 16 Jahren nur noch
der Jugendpsychiater helfen kann. Einzelfälle?
„Online-Sucht ist ein großes, allerdings in der allge-
meinen Wahrnehmung noch wenig bekanntes Pro-
blem“, sagt der Esslinger Kinder- und Jugendarzt
Dr. Christian Hayd.
Pr oblempunk t Übe r gewicht .
Das eigentli-
che Problem ist die mangelnde Bewegung. Wer
pausenlos vor der Kiste – egal ob Computer oder
TV – sitzt, dem geht immer schneller die Puste aus,
wenn er sich dann doch mal bewegt. Körperliche
Fitness und Kondition brauchen eben Training.
Logisch ist auch, dass bei körperlicher Inaktivität
der Energieverbrauch reduziert ist. Doch statt
weniger zu essen, greifen viele Computer- und TV-
Junkies regelmäßig zum Zwischensnack. Durch
diese ständige Kohlenhydratzufuhr bleibt der Insu-
linspiegel im Blut, der den Blutzuckerhaushalt
regelt, konstant hoch. „Dadurch gelangt der Zucker
in großen Mengen in die Körperzellen, allerdings
wird er dort nicht abgebaut, sondern eingelagert –
als Fett“, erklärt Dr. Hayd. Die Folge ist Überge-
wicht, was die Puste noch schneller ausgehen lässt.
Pr oblempunk t Re al itätsve r lus t .
Kommunikation ist das A
und O jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Doch durch das Web 2.0
findet dies immer stärker in einer virtuellen Welt statt. Der Umgang mit
echten Menschen wird zum Sonderfall. „Gerade bei Onlinespielen können
sich die Realitäten verschieben, da falsche Rollenbilder vorgelebt wer-
den“, sagt Dr. Hayd, „so dass das normale Verhalten letztlich unnormal
wird.“ Die Folge: Mancher Online-User findet sich in der realen Welt
immer weniger zurecht und reagiert darauf mit verbaler und körperlicher
Gewalt.
Was tun ?
Immer öfter mal einfach den Saft abdrehen und die Kiste
auslassen. Gegen die Bewegungslosigkeit hilft natürlich Bewegung.
Den Realitätsverlust vermeidet, wer sich regelmäßig mit realen Freunden
trifft. Und bei allem hilft der Arzt, auch wenn dessen Tipps vielleicht
nicht einfach zu verdauen sind: „Wir sagen den Kindern und Jugendlichen
etwa radikal, wie viel Zeit sie maximal online sein sollten– und das ist
gar nicht viel: eine Stunde am Tag ist genug“, betont Dr. Hayd.
E i n fa c h m a l
d e n S a f t a bd r e h e n
für junge Leser