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Esslinger Gesundheitsmagazin 29
im Gegensatz zu einer Erkrankung, bei
der die Kosten zu 100 Prozent von der
Krankenkasse übernommen werden,
zahlt die Pflegekasse nur einen Anteil.
Anders ausgedrückt: Die Krankenkasse
ist eine Vollkaskoversicherung, die Pfle-
geversicherung bestenfalls auf Teil-
kasko-Niveau. „Allerdings besteht seit
Einführung der Pflegeversicherung im
Bereich der vollstationären Pflege voll-
kommene Kostentransparenz, im Gegen
satz zu vielen anderen Leistungsberei-
chen unseres Gesundheitssystems“, sagt
der Geschäftsführer der Städtischen
Pflegeheime. Hinzu kommt, dass kein
Pflegeheim die Kosten willkürlich selbst
festlegen kann. Die Pflegekosten müssen
mit den Pflegekassen ausgehandelt und
abgestimmt werden, für den sogenann-
ten Investitionskostenanteil benötigt das
Heim die Zustimmung des Sozialhilfeträ-
gers, in Esslingen ist das der Landkreis.
Auf Veranstaltungen für Angehörige
wirbt Thilo Naujoks immer wieder um
Verständnis für die vermeintlich hohen
Preise. „Wenn wir imDetail aufschlüsseln,
welche umfangreichen Leistungen hinter
dem Heimentgelt stecken, werden die
Kosten für die Zuhörer meist nachvoll-
ziehbar.“
Investitionskostenanteil
Mit den Einnahmen aus dem Investitions-
kostenanteil werden die Herstellung und
Instandhaltung des Gebäudes, des Inven-
tars und der technischen Anlagen finan-
ziert. Hat ein Heimträger die Immobilie
nicht selbst errichtet, sondern nur ange-
mietet, tritt an Stelle dieser Aufwendun-
gen die Miete oder Pacht. Wurde die
Errichtung des Pflegeheimes in früheren
Jahren durch Steuermittel öffentlich
gefördert, verringern sich die Investitions-
kosten um diesen Anteil.
Pflege und Betreuung
Die Vergütung für Pflege und Betreuung
orientiert sich am Umfang der Pflegebe-
dürftigkeit. Die wird vom Medizinischen
Dienst der Krankenkassen eingeschätzt
und die Bewohnerinnen und Bewohner
daraufhin in individuelle Pflegestufen
eingeteilt. Die Pflegestufe führt dabei in
der Regel automatisch zur Zuordnung zu
einer entsprechenden Pflegeklasse.
Die Vergütungssätze umfassen die Pflege
und Betreuung rund um die Uhr im Drei-
Schicht-Betrieb. In der Vergütungsver-
einbarung mit den Krankenkassen wird
auch festgelegt, wieviel Personal das
Heim je Pflegestufe vorhalten muss. Hier
gibt es eine Bandbreite, innerhalb derer
sich die sogenannten Personalschlüssel
bewegen dürfen. Gute Pflege braucht Zeit!
Deshalb haben sich die Städtischen Pfle-
geheime entschieden, den höchstmögli-
chen Personalschlüssel anzuwenden. Im
Durchschnitt wird damit eine Stelle für je
2,3 Bewohner finanziert. Zieht man Fehl-
zeiten (Krankheit, Urlaub, Mutterschutz,
Fortbildung, Ausgleich für Arbeit an Feier-
tagen) ab und berücksichtigt den Betrieb
in drei Schichten, kümmern sich imSchnitt
etwa drei Mitarbeiter um einen Wohnbe-
reich mit 30 Bewohnern.
Zu den Pflege- und Betreuungsleistungen
zählen unter anderem Hilfen bei der Kör-
perpflege und der Ernährung, beim Auf-
stehen und Zubettgehen. Hinzu kommt
die Behandlungspflege mit zum Beispiel
Verbandswechsel, Injektionen und Medi-
kamentengabe. Ein Bewegungsprogramm
mit Qi Gong und Sitztänzen, Spaziergän-
gen und Muskeltraining hält die Bewoh-
ner fit. Auch ein umfangreiches Freizeit-
und Kulturprogramm mit Frühlings- und
Sommerfesten, Grillabenden und Weih-
nachtsfeiern sowie regelmäßigen Ausflü-
gen gehört dazu. Dabei werden die Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter der drei
Städtischen Pflegeheime von rund 200
Ehrenamtlichen unterstützt. Zusätzliche
Betreuungsleistungen wie Kochen und
Backen in der Gruppe oder Bewegungs-
spiele, die den Tag strukturieren, gibt es
für demenzkranke Bewohnerinnen und
Bewohner. Dazu zahlen die Pflegekassen
vier Euro pro Tag und Bewohner, womit bei
25 Anspruchsberechtigten eine Betreu-
ungsassistentin bezahlt werden kann.
Verpflegung
In der Vergütung für die Verpflegung sind
nicht nur die Lebensmittelkosten, son-
dern auch die Personal- und Sachkosten
für die Zubereitung enthalten. Die Bewoh-
nerinnen und Bewohner erhalten drei
Mahlzeiten plus Nachmittagskaffee und
Zwischenmahlzeiten, alle Getränke sowie
bei Bedarf speziell abgestimmte Kost. Es
gibt Wahlmenüs, die ein Küchenaus-
schuss unter Beteiligung des Heimbeira-
tes mit den Köchen zusammenstellt.
Hierfür wird wöchentlich ein Speiseplan
aufgestellt. Die Städtischen Pflegeheime
unterhalten eine eigene Küche im Alten-
Das Heimentgelt wird je Tag und
Bewohner festgelegt und setzt sich
aus folgenden Teilen zusammen:
dem Investitionskostenanteil
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der Vergütung für Pflege
›
›
und Betreuung
der Vergütung für die Verpflegung
›
›
der Vergütung für die Unterkunft
›
›
einer Ausbildungsumlage, die
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›
landesweit erhoben wird
Die Städtischen Pflegeheime
Esslingen berechnen für die Investi
tionsaufwendungen derzeit:
im Altenpflegeheim Obertor:
›
›
zwischen 7,52
€
und 12,65
€
im Altenpflegeheim Berkheim:
›
›
10,75
€
im Altenpflegeheim Pliensauvor-
›
›
stadt: 19,56
€
Kosten Pflege und Betreuung:
Pflegeklasse 0 K
›
›
(keine Pflegestufe): 25,12
€
Pflegeklasse 0 G
›
›
(keine Pflegestufe): 40,84
€
Pflegeklasse 1: 54,88
›
›
€
Pflegeklasse 2: 70,12
›
›
€
Pflegeklasse 3: 92,89
›
›
€
Härtefall: 104,99
›
›
€
Kosten Verpflegung: 10,70
€
Kosten Unterkunft: 13,08
€
Umlage Ausbildung: 0,93
€
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