Ausgabe 2 >2022

2 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 37 für junge Leser Im Kopf ist Durcheinander, die Gefühle spielen verrückt und mit dem Körper passieren seltsame Dinge. Warum ist die Pubertät eigentlich manchmal so anstrengend? Pubertät: Leben auf der Baustelle Bei Benni zuhause herrscht Chaos: Die Küche, Schaltzentrale des Familienlebens, wird umgebaut. Die Handwerker wirbeln Unmengen Staub auf. Gekocht wird auf einem Campingkocher, den keiner richtig bedienen kann und nichts steht da, wo es hingehört! Extrem anstrengend, das Leben auf einer Baustelle. Großangelegte „Umbaumaßnahmen“ finden auch statt, wenn aus Kindern junge Erwachsene werden: In der Pubertät bekommt ihr einen Wachstumsschub, euer Körper und euer Gehirn verändern sich. Klar, dass so viele Veränderungen, ähnlich wie in Bennis Küche, Kraft kosten. Hormone steuern das Erwachsenwerden Bei Mädchen beginnt die Pubertät meist um das neunte Lebensjahr, bei Jungs mit ungefähr elf. Der Startschuss zum „Umbauprojekt Erwachsenwerden“ fällt im Gehirn. In der Hirnanhangdrüse bilden sich Botenstoffe. Bei Mädchen sorgen diese dafür, dass der Körper die Hormone Östrogen und Gestagen produziert. Die Folge: Aus Mädchen werden Frauen. Die Brust wächst, Scheide und Gebärmutter bilden sich aus. Die erste Menstruationsblutung setzt ein. Bei Jungs bewirkt das Hormon Testosteron, dass die Hoden größer werden und Samenzellen produzieren, die Figur wird „männlicher“, die Körperbehaarung und das Bartwachstum beginnt. Mit diesem kompletten Update klarzukommen, fällt nicht leicht. Vor allem, wenn man sich gleichzeitig mit Pickeln, fettiger Haut oder Schweißausbrüchen herumärgert – alles Begleiterscheinungen der hormonellen Umstellung. Jungs müssen in der Pubertät zudem durch den Stimmbruch: Während sich die Kinderstimme zur tieferen Männerstimme entwickelt, flattert sie oft unkontrolliert, mal hoch, mal tief. Status: Es ist kompliziert Und nicht nur der Körper verändert sich in der Pubertät, sondern auch die Gedankenwelt. Plötzlich geistern Fragen zu Sexualität, Liebe und Geschlecht im Kopf herum. Manchmal fahren dazu noch die Gefühle Achterbahn: Zutiefst traurig und im nächsten Augenblick total gut drauf – kennt ihr das? Schuld an Stimmungsschwankungen in der Pubertät kann die verstärkte Hormonproduktion sein. Hormone beeinflussen sogar euer Verhalten. Hirnforscher haben herausgefunden, dass Teenager besonders risikofreudig handeln, weil in der Pubertät vermehrt Dopamin ausgeschüttet wird. Dopamin, das „Glückshormon“, aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn. Deswegen üben zum Beispiel illegale Drogen wie Marihuana oder Alkohol einen starken Reiz auf Jugendliche aus. Aber Achtung mit Experimenten: Dein Gehirn entwickelt sich während der Pubertät stark und ist besonders anfällig für Schäden. Das Gehirn sortiert sich in der Pubertät neu Wenn ihr etwas Neues lernt, verdrahten sich im Gehirn Nervenzellen neu. Von Geburt bis Pubertät entstehen bis zu 120 Milliarden Verknüpfungen. In der Pubertät baut sich das Gehirn dann noch einmal massiv um: Alte Verknüpfungen werden gelöscht, neue entstehen. Fähigkeiten wie längerfristiges Planen und logisches Denken bilden sich jetzt stärker aus. Außerdem lernt ihr, Gefühle und Impulse besser zu kontrollieren. Umbau abgeschlossen Keine Frage, die Pubertät ist eine herausfordernde Zeit, bringt aber auch viele neue, spannende und schöne Erfahrungen mit sich. Wie lange die Pubertät dauert, wann sie anfängt und endet, ist bei jedem ein bisschen anders. Lasst euch also nicht verunsichern, wenn eure Freunde schon weiter oder noch nicht so weit sind wie ihr. Bei Benni zuhause steht die neue Küche übrigens inzwischen. Alle in der Familie sind sich einig: Sieht super aus, ist stylish und hat tolle neue Features. Der Umbau hat sich gelohnt. lj

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