Ausgabe 2 >2022

2 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 11 Kontakt Praxis Dr. Patrick Weber Niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkte Kardiologie und Angiologie Berliner Straße 4 73728 Esslingen Telefon 0711 55 09 00 10 www.kardio-es.de Die koronare Herzkrankheit zählt zu den häufigsten Herzleiden. Dr. Patrick Weber, niedergelassener Kardiologe in Esslingen, klärt über Risikofaktoren, Vorbeugung und Behandlung auf. Was macht eine koronare Herzkrankheit (KHK) so gefährlich? Bei einer KHK sind die Herzkranzgefäße durch Kalkablagerungen verengt und dadurch wird der Herzmuskel nicht mehr richtig durchblutet. Kommt es im Bein zu einer Durchblutungsstörung, wird das meistens ohne Schaden an der Beinmuskulatur toleriert. Wird der Herzmuskel, der Tag und Nacht Energie benötigt, nicht ausreichend versorgt, hat das Auswirkungen auf den gesamten Körper. Im schlimmsten Fall löst die KHK einen akuten Verschluss aus, dem Herzmuskel wird von jetzt auf gleich der Sauerstoff als Energielieferant abgedreht und es kommt zum lebensbedrohlichen Herzinfarkt. Wer ist besonders gefährdet? Das KHK-Risiko nimmt mit dem Alter zu. Klassische Risikofaktoren für die KHK sind Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und vor allem zu hohe Cholesterinwerte. Daneben spielt die genetische Veranlagung für Gefäßerkrankungen eine Rolle. Wer einen oder mehrere Risikofaktoren hat, sollte regelmäßig zum Check-Up gehen. Wie stellen Sie als Experte fest, ob und was dem Herzen fehlt? Ich schaue mir zuerst an, in welche Richtung die Symptome deuten: Durchblutungsstörung? Herzschwäche? Rhythmusstörung? Klappenfehler? Typisch für eine KHK sind belastungsabhängige Brustschmerzen. Bei anderen Herzerkrankungen treten Warnsignale wie Leistungsminderung, Herzrasen, Herzstolpern oder Bewusstlosigkeit auf. In jedem Fall mache ich eine Echokardiografie, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Ein 24-Stunden-Langzeit-EKG hilft, Herzrhythmusstörungen zu diagnostizieren. Wenn jemand eine gute Smartwatch besitzt, lasse ich mir ergänzend die Herzdaten, die die Uhr über längerer Zeit aufgezeichnet hat, geben. Beim Verdacht auf eine KHK führen wir in der Praxis ein Belastungs-EKG durch. Erhärtet sich der Verdacht, überweise ich ins Krankenhaus für eine Herzkatheteruntersuchung. Bei der Untersuchung schauen die Ärztinnen und Ärzte ins Innere der Gefäße und spüren Engstellen auf. Wie wird eine solche Engstelle behandelt? Oft werden sie gleich im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung aufgeweitet: Man führt einen Ballon in das Gefäß ein und bläst diesen auf. Dabei werden die Kalkablagerungen in die Gefäßwand gedrückt. Stellen Sie sich das vor wie bei einem Schneepflug. Zur Stabilisierung setzt man einen Stent, ein röhrenförmiges Metallnetz, ins Gefäß ein. Kann eine Engstelle nicht per Katheter behandelt werden, kommt eine BypassOperation in Frage. Ist man nach dem Eingriff denn geheilt? In der Regel hält der Stent die betroffene Stelle dauerhaft offen. Allerdings ist meist das gesamte Gefäßsystem von der Verkalkung betroffen – im Herz und im ganzen Körper. Neue Engstellen können also im Laufe der Zeit an jeder anderen Körperstelle auftreten. Was ist in der Nachbetreuung wichtig? Sind durch die Durchblutungsstörung Schäden am Herzmuskel entstanden, kann dies zu einer Herzschwäche führen, die behandelt werden muss. Ein langfristiges Ziel ist zudem, das Fortschreiten der Gefäßverkalkung zu verhindern. Dazu müssen wir die Risikofaktoren medikamentös einstellen: Den Diabetes, den Bluthochdruck, die Blutfettwerte. Die Betroffenen sollten Stress reduzieren, Ernährungsgewohnheiten umstellen – weniger Fleisch und Wurstprodukte und dafür Fisch und Gemüse essen, zum Beispiel - Gewicht abbauen und Sport treiben. Ich empfehle spezielle Herzsportgruppen in den Sportvereinen, die von den Krankenkassen unterstützt werden. Welche Prognosen haben Betroffene mit einer KHK? Ist jemand medikamentös gut eingestellt und schafft es, seinen Lebensstil zu optimieren, kann man die KHK wirksam ausbremsen. Ich habe Patienten, bei denen auch nach vielen Jahren keine Zunahme der Verkalkung zu sehen ist! Wenn über die Jahre die Gefäßverkalkung doch stark zunimmt und Folgeschäden auftreten, gibt es heute sehr gute Therapiemöglichkeiten. Auch ältere Menschen mit schwerer Herzerkrankung können noch Lebenszeit vor sich haben. Das Gespräch führte Lena Jauernig Facharzt-Interview: Koronare Herzkrankheit Dr. Patrick Weber

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