Ausgabe 1 >2023

1 | 2023 Esslinger Gesundheitsmagazin 25 häuser mit ausgewiesenen Spezialisten und zeitgemäßer Ausrüstung konzentriert wird, bringt dies Vorteile für die Patientenversorgung mit sich. Das Fachpersonal, das bisher auf viele Kliniken verteilt war, wäre an weniger Orten vorzuhalten, was eine Besetzung an allen Tagen rund um die Uhr erleichtern würde. Die Behandlungsqualität steigt, gleichzeitig werden die Fachkräfte entlastet. Wichtig bleibt natürlich, dass die notwendige Versorgungsfrist, also die Zeit, in der ein Patient im Notfall eine Behandlung in einer Klinik bekommen muss, eingehalten werden kann. Im Akutfall muss es nach wie vor schnell gehen. Kann das denn noch gewährleistet werden, wenn eine Akutversorgung nicht mehr von allen Kliniken angeboten wird? Matthias Klopfer: Dies sicherzustellen ist und bleibt Aufgabe der Länder und Kommunen. Der Bund sollte einen politischen Rahmen für die Krankenhausplanung mit Handlungskorridoren vorgeben. Die konkrete Ausgestaltung der Versorgung bleibt weiterhin in der Hand der Bundesländer. Der Umbau der Krankenhauslandschaft kann so für die Landkreise mit Augenmaß erfolgen und auch die unterschiedlichen regionalen Versorgungsbedarfe der Bevölkerung berücksichtigen. Das betrifft dann auch die Notfallversorgung. Länder und Kommunen müssen sich zusammensetzen und die Krankenhausplanung sowie die Gestaltung der regionalen Versorgungsstufen und Leistungsangebote gemeinsam vornehmen. Was sind das für Versorgungsstufen? Matthias Klopfer: Künftig sollen die Krankenhäuser in drei Versorgungsstufen beziehungsweise Level unterteilt werden. Jeder Stufe sind Mindestanforderungen zugeordnet, die die Kliniken erfüllen müssen. Krankenhäuser dürfen dann also bestimmte Fälle nur noch mit der passenden personellen und technischen Ausstattung behandeln: Level-1-Krankenhäuser sind Krankenhäuser der Grundversorgung. Level-2-Krankenhäuser sind Krankenhäuser der Regel- und Schwerpunktversorgung und Level-3-Krankenhäuser übernehmen die Maximalversorgung. Was bedeutet diese Umstrukturierung konkret für das Klinikum Esslingen? Matthias Ziegler: Noch sind die Überlegungen nicht soweit ausformuliert, dass man das mit absoluter Sicherheit sagen könnte. Das Klinikum Esslingen verfügt jedoch aktuell über das größte Angebot an medizinischen Leistungen im Landkreis, einschließlich einer umfassenden Notfallversorgung und sollte daher bestens aufgestellt sein, um die Anforderungen an Krankenhäuser mit der höchsten Versorgungsstufe zu erfüllen. Das Klinikum Esslingen ist ein Qualitätskrankenhaus, das mit seinen zertifizierten Zentren und der Vielfalt an Disziplinen längst das Ziel einer bedar fsgerechten und qualitativ hochwer tigen Patientenversorgung verfolgt. Die geplante Neustrukturierung sehen wir als klare Bestätigung unserer Medizinkonzeption und Strategie. Die Grundidee der geplanten Reform, die Sicherung einer guten und für den Patienten verlässlichen Struktur- und Ergebnisqualität, entspricht genau unserem Verständnis. Wir verfügen bereits in allen wesentlichen Bereichen über starke Teams mit breiter fachlicher Expertise. Das schließt im Klinikum Esslingen traditionell auch immer medizinische Forschung und Lehre mit ein. Ich sehe daher in den Plänen keinen Grund zur Sorge, ganz im Gegenteil. Auch wenngleich in der Ausgestaltung noch einige Fragen offen sind, werden wir das in den Kliniken am Ende als eine Verbesserung und Entlastung wahrnehmen. Könnte die geplante Reform auch Auswirkungen auf die Neubau- und Sanierungsarbeiten des Klinikums haben? Matthias Ziegler: Bisher ist das nicht absehbar. Mit unserer modular aufgebauten „Masterplanung Bau“ hat das Klinikum aber vor jedem baulichen Abschnitt die Möglichkeit, das Projekt an die sich verändernden Rahmenbedingungen der Politik anzupassen. Dadurch sind wir flexibel und können auch noch in den folgenden Jahren genau die Art von Räumen bauen, die für eine moderne Patientenversorgung der Zukunft gebraucht werden. Vielen Dank! Das Gespräch führte Ursula Kächele Matthias Ziegler, Geschäftsführer des Klinikum Esslingen (links) und Matthias Klopfer, Oberbürgermeister der Stadt Esslingen a. N.

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