Ausgabe 1 >2023

Frau Oppermann, dank Früherkennung kommt man Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs heute meist früh auf die Spur. Wie läuft die Untersuchung in Ihrer Praxis ab? Nach einem Gespräch zur Klärung ob Beschwerden vorliegen, taste ich die Brust ab, der sichtbare Teil der Genitalien wird untersucht, die Gebärmutter und Eierstöcke werden abgetastet und ich entnehme einen Abstrich vom Muttermund und Gebärmutterhals. Der Abstrich wird im Labor überprüft. Wird dabei eine schwerwiegende Veränderung festgestellt, überweise ich die Patientin entweder zur weiteren Diagnostik und Behandlung ins Krankenhaus oder zu einem niedergelassenen Spezialisten. Handelt es sich nur um leichte Veränderungen, bleiben diese unter Beobachtung: Ich bestelle die Frau nach einem gewissen Zeitraum zur erneuten Kontrolle ein. Wer hat Anspruch auf die Untersuchung? Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen für Frauen ab 20 Jahren jährlich die Vorsorge mit einen Gebärmutterhals-Abstrich. Ab 35 besteht alle drei Jahre Anspruch auf einen kombinierten Abstrich mit HPV-Test. Ab dem 30. Lebensjahr gehört zum gynäkologischen Früherkennungsprogramm eine Tastuntersuchung der Brust, vom 50. bis 70. Lebensjahr alle zwei Jahre eine Mammografie. Wer sexuell aktiv ist, hat ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs – in diesem Fall rate ich auch jungen Mädchen unter 20 schon zur Früherkennung. Gibt es Risikogruppen, die besonders gefährdet sind, an Krebs zu erkranken? Ja. Es gibt eine seltene erbliche Form des Brustkrebses und Eierstockkrebs. Wenn schon die Oma und die Mutter Krebs hatten, kann ein Gentest Gewissheit bringen, ob man selbst Träger des krebsauslösenden Gens ist. Außerdem kann auch der Lebensstil eine Rolle spielen: Übergewicht, Diabetes, Nikotinkonsum, hoher Blutdruck und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen. Bestimmte Humane Papillomviren (HPV) können Gebärmutterhalskrebs auslösen. Inzwischen kann man sich gegen die sexuell übertragbaren HP-Viren impfen lassen. Was bringt der Schutz? Australien hat 2007 eines der ersten staatlich finanzierten HPVImpfprogramme für Schulmädchen eingeführt, ab 2013 wurden auch Jungen geimpft. In Studien zeigt sich in vielen Ländern seither ein deutlicher Rückgang von Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen. Ist es nicht ein Segen, dass man eine Krebserkrankung quasi ausrotten kann? Inzwischen wird die Impfung auch hierzulande für Mädchen seit 2007 und Jungen seit 2018 empfohlen und von der Krankenkasse übernommen. Ich plädiere schon lange sehr stark für die HPV-Impfung, und zwar für beide Geschlechter. Auch bei Männern können die Viren Krebs auslösen – zum Beispiel im Darm oder im MundRachen-Bereich. Männer und Frauen sollten und können sich also gegenseitig schützen. Das Gespräch führte Lena Jauernig Experteninterview: Vorsorge rettet Leben Je eher Brustkrebs oder Gebärmutterhalskrebs erkannt wird, desto besser sind meist die Chancen auf Heilung. Annette Oppermann, niedergelassene Gynäkologin in Esslingen, erklärt, was rund um die Früherkennung wichtig ist. 12 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2023 Kontakt Praxis Annette C. Oppermann Martinstr. 11 73728 Esslingen Telefon 0711 355738

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