Ausgabe 1 >2023

1 | 2023 Esslinger Gesundheitsmagazin 11 Als Tanja Habdank 2010 an Brustkrebs erkrankte, fühlte sie sich anfangs manchmal so, als würde ihr jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. „Nach der Diagnose denkt man oft: Jetzt hört das Leben auf. Dann kam ich in die Selbsthilfegruppe. Dort saßen Frauen, die hatten vor 15 Jahren Krebs und waren immer noch da. Das hat mich sehr aufgebaut“, erinnert sie sich. Die heute 49- Jährige hat ihren aggressiven Brustkrebs überwunden, spurlos an ihr vorübergegangen ist die Erkrankung nicht: Die rechte Brust musste amputiert, alle regionalen Lymphknoten entfernt werden. Austausch mit anderen Betroffenen macht Mut Der Esslinger „Frauenselbsthilfegruppe Krebs“ ist Tanja Habdank bis heute treu geblieben – inzwischen leitet sie eine von ihr gegründete, zweite Gruppe und will anderen Frauen Mut machen. „Wir wollen Krebspatientinnen die Möglichkeit geben, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Denn es gibt Dinge, die verstehen nur Menschen so richtig, die in den gleichen Schuhen wie man selbst gehen.“ Zum Beispiel wie sich das ErschöpfungsSyndrom „Fatigue“ anfühlt, an dem Tanja Habdank als Folge ihrer Tumorerkrankung leidet. „Wer das nicht kennt, denkt sich: Müde? Kein Problem, mach einfach Mittagsschlaf. Aber so einfach ist das nicht.“ „Es tut gut, zu merken: Du bist nicht allein, anderen geht es ähnlich“, sagt Brigitte Peschke, die 2018 an Krebs erkrankte. Das Klinikum Esslingen vermittelte ihr damals den Kontakt zur Frauenselbsthilfe. Sie fühlte sich in der Gruppe so gut aufgehoben, dass sie nicht nur dabeiblieb, sondern seit ein paar Jahren gemeinsam mit Tanja Habdank und Kassiererin Doris Löffler im Leitungsteam arbeitet. „Unser Angebot richtet sich an Krebspatientinnen jeden Alters. Egal, um welche Krebsart es sich handelt, ob die Diagnose frisch ist oder die Erkrankung schon eine Weile zurück liegt: Alle sind willkommen, auch Angehörige.“ Vielfältiges Programm Einmal im Monat findet eine Gesprächsrunde statt. Tee, Gebäck und Kerzenlicht sorgen bei den Treffen für eine gemütliche Atmosphäre. „Wir Leiterinnen geben Informationen weiter. Oft stehen Expertenvorträge auf dem Programm. Und wir achten darauf, dass immer genügend Zeit für Gespräche ist.“ In der Gruppe tauschen die Frauen Erfahrungen aus und geben sich Tipps: Was hat euch gegen Nebenwirkungen der Chemo geholfen? Was hat eure Ernährungsumstellung gebracht? Welches Angebot für die Anschlussheilbehandlung könnt ihr empfehlen? Aber es geht nicht nur um Praktisches, auch existenzielle Ängste und Zweifel können geteilt werden: „Beim ‚Blitzlicht’ frage ich jede Frau in der Runde, wie es ihr heute geht“, so Tanja Habdank. „Wichtig: Alle Gespräche finden im geschützten Raum statt. Nichts dringt nach außen.“ „Auch wenn jemand mal nicht reden möchte, ist das in Ordnung“, ergänzt Brigitte Peschke und betont: „Natürlich wird bei uns auch mal geweint. Aber wir sind kein Trauerhaufen. Wir lachen viel miteinander, feiern gemeinsam Erfolge. Wir sind Frauen, die mitten im Leben stehen und mit ihrer Diagnose leben.“ Gemeinsam Kraft tanken Zusätzlich zu den Gesprächsrunden finden regelmäßig Stammtische und gemeinsame Unternehmungen statt: Walken, Linedance, Yoga, Essen gehen, ein Besuch beim SWR oder dem Weihnachtsmarkt standen schon auf dem Programm. „Solche unbeschwerten Tage, die mal nichts mit Krebs zu tun haben – die wirken befreiend“, weiß Brigitte Peschke. lj Das Leitungsteam der Selbsthilfegruppe: Doris Löffler, Tanja Habdank, Brigitte Peschke (von links nach rechts) Auffangen, informieren, begleiten Frauenselbsthilfe Krebs e.V., Gruppe Esslingen 2 Die Gruppenabende finden an jedem vierten Donnerstag im Monat ab 19 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in EsslingenSirnau statt. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Verpflichtung. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Esslinger Selbsthilfegruppe gehört zum Landesverband Frauenselbsthilfe Krebs Baden-Württemberg e.V. und steht unter Schirmherrschaft der Deutschen Krebshilfe. Kontakt: Tanja Habdank, Gruppenleiterin, Telefon 0711 50432151 Brigitte Peschke, Stellvertreterin peschkeb@icloud.com Die Diagnose Krebs stellt das gesamte Leben auf den Kopf. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann da eine wichtige Stütze sein. Tanja Habdank und Brigitte Peschke vom Verein „Frauenselbsthilfe Krebs“ in Esslingen berichten.

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