Ausgabe 2 >2023

8 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2023 leitlinien schreiben vor, dass der Bruch innerhalb von 24 Stunden operiert werden sollte. Hier müssen jedoch Nebenerkrankungen und eine eventuell bestehende Blutverdünnung berücksichtigt werden.“ Den meisten Patientinnen und Patienten mit medialer Oberschenkelhalsfraktur empfiehlt Professor Richter eine Hüftgelenksprothese. „Wir verwenden in der Endoprothetik heute sehr schonende OP-Verfahren. Die Prothese bringen wir über kleine Hautschnitte ein, ohne dass wir dafür Muskeln durchtrennen müssen. Das wirkt sich positiv auf die Genesung und die zukünftige Mobilität aus.“ Die Endoprothetik, das Einsetzen künstlicher Gelenke, hat am Klinikum Esslingen seit langem einen hohen Stellenwert. Über 300 Operationen werden am Esslinger Endoprothetik-Zentrum jedes Jahr durchgeführt, alle Operateure sind speziell in der Endoprothetik ausgebildet. >>> Ein Oberschenkelhalsbruch ist eine typische Altersverletzung. „ Wir verwenden in der Endoprothetik heute sehr schonende OP-Verfahren.” „Uns stehen verschiedene Prothesenmodelle und Verankerungstechniken zur Verfügung. Da es sich bei einem Oberschenkelhalsbruch um eine Notfall-OP handelt, können wir die Knochenqualität mitunter erst während des Eingriffs beurteilen. Wir entscheiden dann im OP, was die individuell beste Lösung ist.“ Bei der Verankerung wird grundsätzlich zwischen zementierter oder zementfreier Verankerung unterschieden. „Bei älteren Patienten zementieren wir die Prothese in der Regel ein. Mit dieser Methode sitzt das künstliche Gelenk auch bei schlechter Knochenqualität fest. Außerdem gibt die Prothese sofort nach der Operation Halt, die Betroffenen können das Bein schnell wieder belasten.“ In der Regel würden ältere Patientinnen und Patienten eine Hüftgelenksprothese bis zu ihrem Lebensende behalten. Dass sich eine Prothese lockert und ersetzt werden muss, könne vorkommen, „jedoch tritt dies in aller Regel erst nach circa 15 Jahren auf.“ Wirbelkörperbruch Eine weitere alterstypische Verletzung, die bei OsteoporosePatientinnen häufig vorkommt, ist ein Wirbelkörperbruch. Dieser kann große Schmerzen und sogar Lähmungen auslösen. „Bei älteren Menschen setzen wir häufig auf eine Kyphoplastie: Wir richten den gebrochenen Wirbelkörper auf, indem wir Knochenzement in den Wirbelkörper einbringen“, so Professor Richter. Vorteile des minimalinvasiven Verfahrens: Der Zement stabilisiert den Wirbel dauerhaft, die Betroffenen verspüren eine schnelle und deutliche Schmerzlinderung und sind schnell wieder mobil. Beckenringfrakturen Brüche des Beckenrings kommen bei jungen Menschen nur in Folge sehr starker Krafteinwirkung vor – zum Beispiel bei einem schweren Autounfall. Bei älteren Menschen mit „porösen“ Knochen reicht mitunter ein Sturz aus dem Stand. „Beckenringfrakturen wurden bei älteren Menschen lange Zeit nur konservativ, also ohne OP, therapiert. Betroffene mussten über mehrere Wochen im Bett bleiben. Mittlerweile gibt es da sehr schonende OP-Methoden. Zum Beispiel können wir den Beckenring mit Schrauben fixieren“, klärt Professor Richter auf. Im Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit an der Klinik für Unfallchirurgie der Universitätsklinik Ulm hat er viele solcher Eingriffe durchgeführt. „Ich möchte auch in Esslingen einen Schwerpunkt auf die operative Versorgung von Beckenringfrakturen legen. Die Patientinnen und Patienten haben dank der OP deutlich weniger Schmerzen und sind vor allem viel früher wieder mobil.“ Erfolgsfaktor: Schnelle Mobilisierung „Egal ob Becken-, Oberschenkel- oder Wirbelfraktur: Wir schauen uns jede Patientin und jeden Patienten genau an und stellen das Behandlungskonzept auf, das individuell am besten passt. Das Ziel dabei ist, den Mobilitätsgrad wiederherzustellen, den die Betroffenen vor dem Unfall hatten – und das möglichst schnell“, so Professor Richter. Warum der Faktor Zeit für betagte Menschen so wichtig ist? Wer für längere Zeit bettlägerig ist, baut Umfassendes Leistungsspektrum: Die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie › Endoprothetik › Wirbelsäulentherapie › Sportorthopädie › Frakturen der Extremitäten, Becken und Wirbelsäule › Polytrauma (Mehrfachverletzte) – Zertifizierung als Regionales Traumazentrum im TraumaNetzwerk DGU › Gelenkerhaltende Verfahren bei Knorpelschäden › Handchirurgie › Arthroskopien und arthroskopische Verfahren

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