2 | 2025 Esslinger Gesundheitsmagazin 23 In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie und weiteren Fachabteilungen werden Patienten am Schlaganfallzentrum Esslingen schnell und mit großer Expertise nach einem Gehirnschlag versorgt, so wie Johannes Berger. Schlaganfall im Schlaf Johannes Berger aus Ostfildern erwischte es im Schlaf. „Meine Frau erwachte, weil ich mit wilden Bewegungen um mich schlug“, erzählt der 70-Jährige. Sie stand auf, ging um das Bett herum. Berger streckte ihr seine Arme entgegen und sie half ihm aufzustehen. Doch dann klappte er zusammen und fiel zu Boden. Professor Reinhard, Chefarzt der Klinik für Neurologie, rät, bei solchen Anzeichen wie bei Johannes Berger sofort den Rettungswagen zu rufen. „Time ist brain“, sagt der Experte, „nach einem Schlaganfall zählt jede Minute“. Je schneller die Ärztinnen und Ärzte eingreifen können, desto geringer ist die Gefahr von bleibenden Schäden. Häufige Symptome und Folgen Pro Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Am Klinikum Esslingen behandelt Chefarzt Professor Matthias Reinhard mit seinem Team jedes Jahr etwa 1.000 Schlaganfallpatientinnen und -patienten. Typische Anzeichen für einen solchen Schlaganfall sind Sprachstörungen, Sehstörungen und Lähmungen. Häufig ist die Lähmung auch nur einseitig. Auch starke Kopfschmerzen oder plötzlicher Schwindel können auf einen Schlaganfall (Stroke) hinweisen. Werden die Betroffenen zu spät behandelt, bleiben häufig Lähmungen zurück. Auch das Sprachzentrum kann dauerhaft gestört sein. Im schlimmsten Fall droht der Tod. „In einer Minute gehen 14 Kilometer Nervenfasern kaputt, zwei Millionen Nervenzellen sterben ab“, erklärt der Neurologe. Besser als sich von Angehörigen in die Klinik fahren zu lassen, sei es daher, den Rettungsdienst zu rufen. Dieser informiert bereits während der Fahrt ins Krankenhaus das SchlaganfallTeam der Klinik. So wird der Patient beim Eintreffen von den Spezialisten in Empfang genommen und die Behandlung kann sofort beginnen. Johannes Berger hatte Glück. Der von seiner Frau sofort alarmierte Rettungsdienst war 15 Minuten später bei ihm zuhause. Die Helfer vermuteten gleich einen Schlaganfall. Sie packten den bewusstlosen Mann und brachten ihn sofort in das Klinikum Esslingen. Wie kommt es zu einem Schlaganfall? Doch was genau passiert bei einem Schlaganfall und was sind die Ursachen dafür? Ähnlich wie bei einem Herzinfarkt geht es auch bei einem Schlaganfall um verstopfte Blutgefäße. Zumeist blockiert ein Blutgerinnsel die Arterien. Als Folge davon stirbt das umliegende Gewebe ab, in dem sich die Nervenfasern befinden. Als häufigste Ursache für die Entstehung eines Blutgerinnsels im Gehirn nennt Professor Reinhard Vorhofflimmern am Herz. Dies sei in etwa 40 Prozent der Fälle der Auslöser für den Gehirnschlag. In 30 Prozent der Fälle werde der Schlaganfall durch eine Verstopfung der Halsschlagader ausgelöst und beim Rest der betroffenen Patientinnen und Patienten würden andere, verschiedene Ursachen diagnostiziert. Das Risiko steigt mit dem Alter Risikofaktoren für einen Hirnschlag sind vor allem Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht und Diabetes. Auch steigt das Risiko mit zunehmendem Alter stetig an. Vor allem Menschen jenseits der 65 sind betroffen. Präventiv vorbeugen kann man mit einer Gewichtsabnahme und der gezielten Behandlung der Grundkrankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck. Johannes Berger ist ein fitter Mann, der mehrmals wöchentlich seine Walkingrunden dreht. Doch vorbelastet war er durch einen Herzinfarkt vor mehr als 25 Jahren. Herzpatienten haben ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Verstopfung in den Blutgefäßen auflösen Kommt es zu einem Gefäßverschluss im Gehirn, ist höchste Eile angesagt. In der Klinik versuchen die Ärzte, das Gerinnsel in der Arterie aufzulösen. Das Zeitfenster für einen erfolgreichen Eingriff ist dabei klein, da die Nervenzellen im Gehirn besonders empfindlich gegenüber Sauerstoffmangel sind. „Am besten ist es, wenn der Patient innerhalb von 45 Minuten in einer dafür spezialisierten Klinik ist“, sagt Professor Reinhard. Nur viereinhalb Stunden, in Ausnahmefällen maximal neun Stunden haben, die Experten Zeit, mit der Methode, der Thrombolyse, das Blutgerinnsel aufzulösen. Dabei werden spezielle Medikamente zur Gerinnungsauflösung als Infusion in den Arm verabreicht, welche das Gerinnsel im Gehirn auflösen können. Diese Methode hilft bei kleineren Gefäßverschlüssen im Kopf gut, ist dagegen ein großes Gefäß verschlossen gelingt damit nur in 10 bis 20 Prozent eine Auflösung der Verstopfung. Prof. Matthias Reinhard PD Dr. Andriy Abramyuk 14 km Nervenfasern gehen in einer Minute bei einem Schlaganfall kaputt, zwei Millionen Nervenzellen sterben ab. >>>
RkJQdWJsaXNoZXIy NTQxOTA=