Ausgabe 2 >2024

2 | 2024 Esslinger Gesundheitsmagazin 7 Dr. Thomas Kyriss „Die Krankengeschichte von Herrn Steurer ist am Anfang eher untypisch“, sagt Dr. Thomas Kyriss, Chefarzt der Thoraxchirurgie am Klinikum Esslingen. „Herr Steurer ging wegen Symptomen zum Arzt. Die gibt es zu Beginn der Erkrankung eher selten“. Einen Würgereiz hatte der Kirchheimer öfters im Hals und dann spuckte er auf einmal Blut. Sein Hausarzt schickte ihn sofort zum Röntgen. „Dort sagte mir die Röntgenärztin, da sei etwas, das nicht dahin gehört“, berichtet Fritz Steurer. Nach einer Computertomografie war klar, dass der frühere Ingenieur einen Tumor in der Lunge hat. „Das ging alles ganz schnell. Innerhalb von zwei Tagen hatte ich das Ergebnis“, sagt Fritz Steurer. Diagnose und Behandlung Der Mann aus Kirchheim/Teck wurde vom Hausarzt ans Cancer Center des Klinikums Esslingen überwiesen, wo Spezialisten verschiedener Fachrichtungen eng zusammenarbeiten. Der leitende Arzt der Pneumologie, Dr. Martin Faehling, machte eine Lungenspiegelung, die die Diagnose Tumor bestätigte. Er vereinbarte mit dem Patienten einen OP-Termin für die Entfernung des rechten Lungenflügels, wo sich der Tumor festgesetzt hatte. Einen Tag vor der OP, stellte sich Fritz Steurer dem Operateur Dr. Thomas Kyriss im Klinikum Esslingen vor. Dieser schlug nach eingehender Begutachtung vor, mit der OP lieber noch zu warten und eine sogenannte Chemo-Immuntherapie vorzuschalten. „Das ist ein relativ neues Verfahren, bei dem die herkömmliche Chemotherapie mit den toxischen Stoffen mit einem Medikament kombiniert wird, das die Immunabwehr des Körpers aktiviert“, erklärt Dr. Kyriss. Diese Form der Therapie hätte zumeist großen Erfolg und könnte den Tumor deutlich verkleinern. „So können wir vermutlich vermeikamenten zur Immunabwehr bereits deutlich verkleinert. Erfolgreiche Operation Eine dritte Computertomografie war nach diesem Resultat nicht mehr nötig. Die Ärzte konnten davon ausgehen, dass sich der Tumor nach einer weiteren Gabe der Chemo-Immun-Medikamente noch weiter verkleinern würde. Drei Wochen nach Abschluss der dritten Chemositzung erfolgte dann auch die OP. „Ich hatte volles Vertrauen in Dr. Kyriss. Wir hatten gleich einen guten Draht zueinander. Er ist ein sehr empathischer Arzt“, sagt Fritz Steurer. Vier Stunden dauerte die OP, die Dr. Kyriss gemeinsam mit seinem Assistenzarzt durchführte. „Das war keine Schlüsselloch-OP, sondern ein großer Eingriff“, sagt der Chirurg. Er entfernte durch einen etwa 20 Zentimeter langen Schnitt unter der rechten Achsel dem Patienten den unteren und mittleren Flügellappen. „Ein Drittel des Lungenflügels konnten wir aber erhalten. Das bedeutet deutlich weniger Einschränkungen beim Atmen für den Patienten“, sagt Dr. Kyriss. Bereits eine Woche nach der OP wurde Fritz Steurer nach Hause entlassen. „Der Mann hat eine robuste Gesundheit und sowohl die Chemo als auch die OP sehr gut überstanden“, sagt der Arzt zufrieden. Den Tumor konnte er komplett entfernen. „Ich hatte keinerlei Tumorzellen mehr, wurde als geheilt entlassen“, freut sich Fritz Steurer. Er ist zuversichtlich, dass es mit ihm weiter bergauf geht. Im Januar muss er erneut zu einer Computertomografie in die Klinik. Und danach alle sechs Monate zur Überprüfung. Optimale Behandlung Der Kirchheimer ist voll des Lobs über die Behandlung im Cancer Center Esslingen. „Die Ärztinnen und Ärzte sowie den, dass wir Ihnen den kompletten rechten Lungenflügel amputieren müssen“, erklärte der Arzt dem Patienten. Chemo kombiniert mit Immunabwehrstoffen Fritz Steuer war dieser Vorschlag mehr als willkommen. „Vor einer solchen OP hat man doch Angst. Und die Vorstellung, nicht den ganzen Lungenflügel zu verlieren, gefiel mir.“ Kurz darauf begann auch schon die Chemo-Immuntherapie, die ambulant im sechsten Stock des Cancer Centers des Klinikum Esslingen durchgeführt wurde. Dreimal jeweils im Abstand von drei Wochen wurden dem Patienten jeweils sieben Stunden lang die Medikamente per Infusion zugeführt. „Wir haben zwei Medikamente verabreicht: Chemo und ein Medikament für die Stärkung der Immunabwehr“, sagt Dr. Kyriss. Die Therapie hatte natürlich Nebenwirkungen. Fritz Steurer fühlte sich schlapp, er litt unter Entzündungen an der Fußsohle. „Die Schmerzen waren so stark, dass ich nicht auftreten konnte.“ Auch einen Gichtanfall hatte er, konnte seine rechte Hand nicht bewegen. Nach einigen Tagen verschwanden diese Symptome aber wieder. Doch bald verlor er seine Haare und lief mit Glatze herum. Nach den ersten beiden Chemo-ImmunGaben musste der 75-Jährige dann jeweils zu einer besonderen Computertomografie-Untersuchung ins Stuttgarter Marienhospital. „Dabei wurde mir ein Kontrastmittel gespritzt und geschaut, ob es irgendwo im Körper bereits Metastasen gibt“, berichtet Fritz Steurer. Das Ergebnis war sehr erfreulich: Metastasen fanden sich nicht im Körper des Patienten. Bei der zweiten Computertomografie gab es dann eine weitere Erfolgsmeldung: Der Tumor hatte sich nach zwei Gaben von toxischen Stoffen und Medi- >>> „ Ein Drittel des Lungenflügels konnten wir erhalten. Das bedeutet deutlich weniger Einschränkungen beim Atmen für den Patienten.” Schwerpunktthema Krebs

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