Ausgabe 2 >2024

2 | 2024 Esslinger Gesundheitsmagazin 39 qualität ist es daher wichtig darauf zu achten, dass die Ergebnisse aus Routinedaten generiert werden und somit nicht manipulierbar sind. Gute Beispiele sind die zertifizierten Zentren der Krankenhäuser. Das jeweilige Team muss für die Zertifizierung höchste Qualitätskriterien erbringen. Wenn ein Krankenhaus so ein Zentrum ausweisen kann, steht ein valider, unabhängiger und von extern durchgeführter Prüfprozess dahinter, der die Qualität regelmäßig überprüft. Bund und Land wollen komplexe Behandlungen auf weniger Krankenhäuser konzentrieren. Hat das Auswirkungen auf deren Qualität? Matthias Ziegler: Entscheidend wird die Ausgestaltung der geplanten Reform sein. Besonders komplexe Krankheitsbilder erfordern eine moderne medizintechnische Ausstattung und spezialisiertes Fachpersonal. Wenn zukünftig beispielsweise die Herzinfarktversorgung auf Krankenhäuser mit ausgewiesenen Spezialistinnen und Spezialisten und zeitgemäßer Ausrüstung konzentriert wird, bringt dies klare Vorteile für die Patientinnen und Patienten mit sich. Das Fachpersonal, das bisher auf viele Kliniken verteilt war, konzentriert sich auf weniger Orte, was eine Besetzung an allen Tagen rund um die Uhr erleichtert. Dr. Alexander Koch: Ich denke auch, dass die Qualität durch die Zentralisierung steigt. Das bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass größere Krankenhäuser mit höheren Fallzahlen grundsätzlich besser sind als kleinere Kliniken. Menge ist nicht mit Qualität gleichzusetzen. Je größer eine Klinik, auf umso mehr Ärzte verteilt sich die Anzahl der Eingriffe. Die Einzelnen führen teilweise weniger Operationen durch als diejenigen, die in einem kleineren Klinikum mit weniger Mitarbeitenden die gleichen Eingriffe vornehmen. Mit der Krankenhausreform soll sich auch die Krankenhausfinanzierung ändern. Welchen Beitrag wird die neu geplante Finanzierung zur Qualitätssicherung leisten? Matthias Ziegler: Das neue Finanzierungsmodell soll zunächst die Finanzierung der Vorhaltekosten der Krankenhäuser verbessern, und zwar unabhängig von der Anzahl der behandelten Patienten. Darüber hinaus soll ein Transformationsfonds aufgesetzt werden, aus dem die Neubau- und Umbaumaßnahmen finanziert werden sollen, die sich aus der Umsetzung der neuen Leistungsverteilung ergeben. Das ist ein elementar wichtiger Beitrag zur Sicherung von Struktur- und Prozessqualität. Allerdings muss bei all den Plänen darauf hingewiesen werden, dass für den Betrieb der Kliniken keine zusätzlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden sollen. Und, was am schwersten wirkt, ist, dass die gegenwärtige Unterfinanzierung der Krankenhäuser, die sich seit 2020 stetig vergrößert hat, gegenwärtig völlig unbearbeitet bleibt. Das hat mittlerweile dramatische Auswirkungen. Wenn sich daran nicht kurzfristig etwas ändert, wird es weitere Klinikinsolvenzen geben und, damit eingehergehend, wird sich die stationäre Krankenversorgung spürbar verschlechtern. Ich hoffe sehr, dass es da noch ein Einsehen in der Politik gibt, damit die Krankenhausreform anschließend ihre gewünschte Wirkung entfalten kann. Man kann davon ausgehen, dass die vollständige Umsetzung ein paar Jahre in Anspruch nehmen wird. Wie gehen Sie am Klinikum Esslingen mit diesen Unsicherheiten um? Matthias Ziegler: Wir setzten nach wie vor auf beste Behandlungsqualität in der Patientenversorgung und bauen unseren Qualitäts- und Spezialisierungsgrad durch Zertifizierungen und Kooperationen weiter aus. Unser zertifiziertes, onkologisches Zentrum, das Cancer Center Esslingen, das nunmehr seit fünf Jahren besteht und höchste Qualitätsanforderungen erfüllt, ist dafür ein gutes Beispiel. In unserem aktuell veröffentlichten Qualitätsbericht zeigen wir transparent, wie unsere Kennzahlen im Vergleich zu anderen Kliniken sind, wie wir Qualität sichern, wie hoch unser Anspruch ist und wie die gesamte Mitarbeiterschaft an einem Strang zieht, um unseren Patientinnen und Patienten eine bestmögliche Versorgung zu bieten. Vielen Dank! Das Gespräch führte Ursula Kächele Matthias Ziegler, Geschäftsführer des Klinikum Esslingen (links) und PD Dr. Dr. Alexander Koch, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin

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