Ausgabe 2 >2024

2 | 2024 Esslinger Gesundheitsmagazin 27 Professor Dr. Henning Wege Das Organ hat viele Funktionen. „Ohne Leber können wir nicht leben“, erklärt Professor Wege. Nach maximal drei Tagen würden Menschen bei einem schweren und vollständigen Leberversagen sterben. Das Organ ist dafür zuständig, Giftstoffe aus dem Körper zu sieben. Es produziert, Antikörper, Gerinnungsstoffe und Hormone sowie Cholesterin – alles Stoffe, die der Körper braucht. Zusätzlich ist die Leber ein wichtiger Speicherplatz. Sie speichert Vitamine wie Vitamin A, E, D, K und B12. Und sie ist ein Energiespeicher. Die Energie wird in Form von Fett gelagert. Benötigt der Körper schnelle Energie wird Fett aus der Leber in Glykogen und dann in Traubenzucker, umgewandelt. Zucker, Alkohol und Fette als Verursacher Zu viel Fett in der Leber schädigt diese. Ausgelöst wird die sogenannte Fettleber durch eine falsche Ernährung. „Zuviel industriell verarbeitete Lebensmittel, die viel Fruchtzucker enthalten, Süßigkeiten, Fette und Alkohol“, nennt Professor Wege als Verursacher. Diese Stoffe werden in Fett umgewandelt und dann in der Leber gelagert. Anders als noch vor einigen Jahren unterscheiden die Medizinerinnen und Mediziner heute nicht mehr zwischen einer alkoholischen und einer nichtalkoholischen Fettleber. „Das ist nicht nur stigmatisierend, sondern lässt sich auch nur schwer definieren. Zumeist ist es sowieso eine Mischung aus beidem“, erklärt der Chefarzt. Er spricht lieber von einer „metabolischen Dysfunktion“, die sich durch eine Fettleber zeigt. Ursache für diese Dysfunktion ist laut Professor Wege das metabolische Syndrom, also die Kombination von Übergewicht, Bluthochdruck und einer Stoffwechselstörung wie Diabetes oder ein zu hoher Cholesterinspiegel. Doch auch andere Erkrankungen wie Hepatitis B und C, eine Zöliakie, eine Kupferstoffwechselstörung oder die seltene Erkrankung Glykogenspeicherstörung können eine Fettleber auslösen. Kommt eine Patientin oder ein Patient Mitte 40 oder älter in die Klinik und leidet am metabolischen Syndrom, dann ist die Diagnose relativ einfach. Die Ärztinnen und Ärzte empfehlen in diesem Fall: Abnehmen, weniger Alkohol, und gesünder essen. Außerdem müssen Symptome wie der Bluthochdruck und die Stoffwechselerkrankungen medikamentös behandelt werden. Zugelassene Medikamente gegen die Fettleber gibt es nicht. Doch lasse sich durch eine Ernährungsumstellung und eine Gewichtsreduktion der Zustand der Leber wieder verbessern, solange sich noch keine Leberzirrhose gebildet habe, sagt Professor Wege. In schweren Fällen, wenn die Patientinnen oder Patienten stark übergewichtig sind, setze man seit Neuestem auch auf eine Gewichtsreduktion durch die Abnehmspritze. „Studien dazu belegen die Wirksamkeit“, sagt Professor Wege. Ein Problem sei, dass die Krankenkassen aktuell die Therapie mit der Abnehmspritze nicht zahlen würden. Auch den Alkoholkonsum sollten die Betroffenen einschränken. Wobei laut dem Spezialisten „ein Glas am Tag“ erlaubt ist, 10 Gramm Alkohol für Frauen, 20 Gramm für Männer. „Ein kompletter Verzicht auf Alkohol sei nicht notwendig. Das bringt keine Vorteile gegenüber einem mäßigen Konsum.“ Neue Untersuchungsmethode misst Steifigkeit der Leber Geändert haben sich in den vergangenen Jahren die Untersuchungsmethoden. Musste früher die Leber durch eine Biopsie untersucht werden, was sehr unangenehm für die Patientinnen und Patienten war, wird das Organ heute von außen >>> „ Durch zu viel industriell verarbeitete Lebensmittel, die viel Fruchtzucker enthalten, Süßigkeiten, Fette und Alkohol, kann eine Fettleber entstehen.”

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