2 | 2024 Esslinger Gesundheitsmagazin 23 angehört. Die Versorgungsqualität ist hoch: „Wir sind durch EndoCert zertifiziert, das heißt, wir werden regelmäßig von externen Prüfern begutachtet und erfüllen sehr strenge Qualitätsvorgaben.“ Zu den Vorgaben gehört, dass alle OPs von speziell in der Endoprothetik ausgebildeten Chirurginnen und Chirurgen durchgeführt werden. Sie müssen eine Mindestanzahl von Eingriffen nachweisen, denn: Erfahrung ist entscheidend für ein gutes OP-Ergebnis. „Das fängt schon bei der Vorbereitung an. Wir erarbeiten für jede Patientin und jeden Patienten eine individuell passgenaue Lösung“, so Hikal. Muss das komplette Gelenk ausgetauscht werden, oder reicht eine Teilprothese? Wie groß muss die Prothese sein und in welchem Schnittwinkel sollte der Operateur am Gelenk ansetzen, damit die Prothese passgenau sitzt? Mit diesen und weiteren Planungsfragen kennen die Esslinger Chirurginnen und Chirurgen sich bestens aus. Schonende OP-Methoden Ein Endoprothetik-Eingriff kann in Vollnarkose oder Rückenmarksnarkose erfolgen. Das Einsetzen eines Hüftgelenks dauert circa 60 bis 80 Minuten, der Eingriff am Knie ungefähr 90 Minuten. Operiert wird in Esslingen mit schonenden, minimalinvasiven Verfahren. „Den Zugang zum Gelenk wählen wir so, dass wir möglichst wenig umliegende Weichteile verletzen“, so Hikal. Bevor das neue Gelenk eingesetzt wird, entfernen die Chirurginnen und Chirurgen geschädigte Gelenkoberflächen und Knorpel und bereiten die verbleibenden Knochenflächen vor. Bei KnieEndoprothesen unterstützt dabei ein Computer-Navigationssystem, das mit Kamera und Infrarotsendern ausgestattet ist. „Die Funktionsweise eines Kniegelenks ist hochkomplex. Für optimale Beweglichkeit und Stabilität muss die Beinachse akkurat stimmen und die Bänder die richtige Spannung aufweisen. Mithilfe des Computer-Navigationssystems erreichen wir da eine höhere Präzision.“ Bei der Verankerung der Prothese am Knochen gibt es mehrere Optionen: „Hüftprothesen können zementlos befestigt oder einzementiert werden. Jüngeren Menschen, bei denen die Prothese eventuell im Laufe des Lebens noch einmal ausgetauscht werden muss, raten wir in der Regel zur zementfreien Verankerung. Da beim Einbringen einer zementfreien Prothese mit sehr viel Kraft auf den Knochen eingewirkt wird, ist für ältere Menschen mit schlechter Knochenqualität in der Regel eine zementierte Prothese die sicherere Lösung. Knieprothesen werden in aller Regel zementiert“, erklärt Dr. Hubertus. Gute Nachbetreuung als Erfolgsfaktor Wichtig für den OP-Erfolg ist auch eine gute Nachbetreuung. So belegen Studien zum Beispiel, dass eine frühe Mobilisation die Genesung beschleunigt. Während des circa einwöchigen Krankenhausaufenthalts findet eine strukturierte Physiotherapie statt, um den Aufbau der Muskeln zu unterstützen und die Beweglichkeit des Gelenks wiederherzustellen. Auch die Pflegekräfte auf der chirurgischen Station spielen eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung. „Alle sind sehr erfahren in der Betreuung von Endoprothetik-Patienten und -Patientinnen und können dementsprechend gut unterstützen.“ In der Regel schließt an den stationären Aufenthalt eine Reha an, bei der weiter an der Mobilisierung gearbeitet wird. Besonders intensive Unterstützung nach einer EndoprothetikOP benötigen oft ältere Patientinnen und Patienten. Am Klinikum Esslingen arbeiten Chirurgie und Geriatrie eng interdisziplinär zusammen. „Wir haben auch die Mitbehandlung von altersbedingten Begleiterkrankungen sowie die Mobilität älterer Menschen im Blick.“ Wenn nötig integrieren die Esslinger Expertinnen und Experten ein frührehabilitatives Komplexprogramm in die Behandlung. Das intensive, multiprofessionelle Therapieprogramm soll älteren Menschen nach einer OP helfen, schnell wieder mobil zu werden. Patienten können zum OP-Erfolg beitragen Patientinnen und Patienten können selbst zum Behandlungserfolg beitragen. „Rauchern raten wir im Vorgespräch zur OP dringend zum Nikotinverzicht. Wer raucht, hat ein erheblich höheres Risiko für OP-Komplikationen“, so Dr. Hubertus. Übergewichtigen Menschen legen die Ärzte eine Gewichtsreduktion nah, um die Gelenkbelastung zu senken. Bewegung sei ein weiterer Schlüsselfaktor. „Die Muskeln spielen eine große Rolle für Stabilität und Beweglichkeit des Gelenks. Idealerweise sollten die Patientinnen und Patienten bereits vor der OP mit Muskelaufbautraining beginnen, soweit die Schmerzen das zulassen, und sich auch nach der OP weiterhin beweglich und fit halten.“ Direkt nach der OP gelte aber erst einmal eine gewisse Schonfrist, das neue Gelenk sollte in den ersten sechs Wochen nicht zu intensiv belastet werden. „Ist der Heilungsprozess abgeschlossen, gibt es bedingt durch die Prothese so gut wie keine Einschränkungen“, so Dr. Hubertus. „Man kann mit einem künstlichen Kniegelenk sogar wieder Skifahren – sofern der allgemeine Gesundheitszustand das zulässt.“ Material-Fortschritte sorgen für längere Haltbarkeit Statistisch gesehen hält eine Kniegelenksprothese circa fünfzehn bis zwanzig Jahre, eine Hüftgelenksprothese zwischen zwanzig und dreißig Jahren. „Diese Werte beziehen sich auf Prothesen, die vor zwanzig Jahren eingesetzt wurden. Ihsan Hikal Dr. Valentin Hubertus >>> „ Man kann mit einem künstlichen Kniegelenk sogar wieder Skifahren – sofern der allgemeine Gesundheitszustand das zulässt.”
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