Ausgabe 2 >2022

Darstellung des weiblichen Beckenbodens 20 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2022 Nach vier bis sechs Wochen dürfte eine Tendenz zur Besserung erkennbar sein, so Dr. König. Manchmal kann es auch länger dauern. „Meist scheitert der Behandlungserfolg daran, dass die Patienten das Training nicht konsequent durchführen – oder bei älteren Patienten, wenn sie die Übungen kognitiv nicht mehr verstehen können.“ Botox und Elektrostimulation Bei der Dranginkontinenz könne Botox helfen, so Dr. König. „Die Muskulatur der Blase ist zu kräftig und das Volumen der Blase zu klein“, erklärt der Urologe. „Wenn Botox, ein Ner vengif t , in den Blasenboden gespritzt wird, führt das dazu, dass die Muskulatur gelähmt wird.“ Möglicherweise müsse diese Behandlung nach einem Jahr wiederholt werden, im Idealfall habe sich die Blase allerdings in der Zwischenzeit erholt, so dass keine Folgebehandlung mehr erforderlich ist. Eine weitere Option speziell bei Dranginkontinenz sei die Therapie mit einem Elektrostimulationsgerät, das in die Scheide eingeführt oder an einer bestimmten Stelle am Bein angebracht wird, so Janssen: „Mit niedriger Frequenz wird die Blase beruhigt, so dass sie nicht mehr so stark auf die Füllung reagiert.“ Auch hier sei die tägliche Anwendung Schlüssel zum Erfolg. Eine medikamentöse Behandlung der Blasenschwäche sei möglich, diese sei allerdings gegebenenfalls mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden, so die Ärzte. Daher müsse der Einsatz von Medikamenten gut abgewogen werden. Bei Frauen nach den Wechseljahren kann jedoch der vaginale Einsatz von lokalen Östrogenen die Symptome deutlich verbessern ohne größere Nebenwirkungen zu verursachen. >>> Kontakt Klinikum Esslingen Beckenbodenzentrum Professor Dr. Ludger Staib, Stellvertretender Leiter Beckenbodenzentrum, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Telefon 0711 3103-2601 l.staib@klinikum-esslingen.de Dorothea Janssen, Stellvertretende Koordinatorin Beckenbodenzentrum Telefon 0711 3103-3056 d.janssen@klinikum-esslingen.de Urologie am Lammgarten Dr. Carl-Günther König Telefon 0711 35157770 info@urologie-am-lammgarten.de Operation Wenn die konservativen Behandlungsmethoden nicht die gewünschte Wirkung zeigen, kann über eine Operation nachgedacht werden. Bei Frauen mit Belastungsinkontinenz komme häufig die sogenannte TVT Einlage, Tension-free vaginal tape, zum Einsatz, so die Ärzte. Hierbei wird vaginal ein Band unter der Harnröhre eingelegt. „Dieses Band ersetzt das stützende Gewebe , wenn die Pat ient in beispielsweise hustet, drückt sich die Harnröhre auf dieses Band und ist in dem Moment dicht“, beschreibt Janssen. „Eine heute sehr gängige und dazu kleine Operation mit guten Erfolgen.“ Für Männer ist diese Art der Operation möglich, wenn die Prostata vollständig entfernt wurde, so Dr. König. Eine weitere Möglichkeit bei Frauen mit Belastungsinkontinenz sei die, ein Pessar einzulegen, so Dr. König. Spezielle Ringe beziehungsweise kleine Wür fel oder Spezialtampons werden in die Scheide eingeführt und die Harnröhre werde so unter s tüt z t und wieder nach oben gedrückt, um den Winkel zur Blase zu verbessern. Männer, die ihre Prostata noch haben, werden meist dann operiert, wenn zusätzlich eine Stuhlinkontinenz vorliegt. Dann könne der Beckenboden angehoben und gestrafft werden, so Dr. König. Gleichzeitig werde der überhängende Enddarm verkürzt, der für die Stuhlinkontinenz verantwortlich ist. Im Allgemeinen sei die Prognose sowohl bei konservativer als auch operativer Behandlung gut, so die Ärzte – wenn die Blasenschwäche rechtzeitig und konsequent therapiert wird. nw

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