Ausgabe 2 >2021

40 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2021 Ein schweres Problem Adipositas, also starkes Übergewicht, ist ein Teufelskreis: Je mehr man zunimmt, desto schwerer fallen Sport und Bewegung. Je weniger Bewegung, desto schneller steigt das Gewicht. Betroffene leiden seelisch und haben oft ernste Folgekrankheiten. Ein bariatrischer Eingriff, also eine Magenverkleinerung, kann ein Ausweg sein. Neulich hat Markus Gilg seinen Hochzeitsanzug entsorgt. „Den hätte man inzwischen locker zweimal um mich herumwickeln können“, grinst der 38-Jährige. Nach seiner Magenverkleinerung im letzten Jahr hat Markus Gilg massiv abgenommen. Statt 156 bringt er nur noch 106 Kilogramm auf die Waage. „Ich war schon als Kind zu dick. Als Erwachsener habe ich alles Mögliche pro- biert, um abzunehmen, von Diät-Shakes bis Weight Watchers. Nichts hat funktioniert, und das, obwohl ich viel Sport mache“, so der leidenschaftliche American Football Player. „Bewegungsmangel, Überernährung und Fehlernährung sind häufige Ursachen für eine Adipositas, aber nicht die einzigen“, weiß Professor Dr. Ludger Staib, Chefarzt der Klinik für Allge- mein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Esslingen. „Neueste Forschungen zeigen, dass auch die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle spielt. Es gibt Menschen, die Nahrung besser ver- werten als andere.“ Volkskrankheit Übergewicht In der Steinzeit waren diese Menschen im Vorteil. Heute ist Nah- rung immer und überall verfügbar, und Übergewicht gilt in Deutschland als Volkskrankheit. Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen haben einen Body-Mass-Index (BMI) von über 25 kg/m 2 . Ab einem BMI von über 30 gilt man als adipös, stark übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen sind betroffen. Pro- fessor Staib, der am Klinikum Esslingen das Adipositaszentrum leitet, beobachtet zwei Trends: Erstens: Die Zahl der Adipösen nimmt zu. Zweitens: „Den wenigsten Betroffenen gelingt es, ohne Hilfe abzunehmen. Adipositas ist ein Teufelskreis. Je höher das Gewicht, desto schwerer fallen Sport und Bewegung. Je weniger mobil man ist, desto schneller nimmt man zu.“ Auch Footballer Markus Gilg fühlte sich durch seinen „Kessel“ zunehmend eingeschränkt: „Wenn ich mit meinen kleinen Nich- ten und Neffen herumtobte, kam ich sofort aus der Puste.“ Als er und seine Frau selbst eine Familie planten, kam er ins Grü- beln: „Wer will schon einen Papa, der so dick ist, dass er nicht mit seinen Kindern spielen kann? Noch dazu war es nur eine Frage der Zeit, bis das Übergewicht mich krank gemacht hätte.“ Wer adipös ist, hat ein stark erhöhtes Risiko für eine Reihe erns- ter Erkrankungen, darunter Diabetes mellitus, Gicht, Gelenkver-

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