Ausgabe 2 >2021
Ina Naumann 2 | 2021 Esslinger Gesundheitsmagazin 17 >>> es noch Schulungsbedarf gibt, erstellt auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkennt- nisse neue Pflegekonzepte und sorgt für deren Umsetzung. „Heute habe ich zum Beispiel in der ,Arbeitsgruppe Schmerz‘ einen Vortrag darüber gehalten, wie wir Schmerzen bei kognitiv beeinträchtigten Patienten er fassen“, erklär t Sabrina Schroth. Da sie die Zusatzbezeichnung „Pain Nurse“ hat, sich also auf die Pflege von Patienten mit Schmerzen spezialisiert hat, leitet sie die Arbeitsgruppe und hält einmal im Monat Vorträge. „So sichern wir eine professionelle, einheitliche und qualitativ hochwertige Versorgung von Schmerzpatienten nach dem aktuellsten Stand der Wissenschaft“, betont die Pfle- geexpertin. Ein typischer Bürotag heißt für sie auch: E-Mails checken, Literatur recherchieren, Schulungen vorbereiten und sich in Besprechungen mit der Koor- dinatorin des Pflegetraineeprogrammes Ina Naumann und den anderen Pflege- trainees austauschen. „Ich verbringe 50 Prozent meiner Arbeitszeit am Patienten- bett“, betont die Pflegewissenschaftlerin. „So gelingt es, die Brücke zwischen The- orie und Praxis zu schlagen.“ Typischer Stationsalltag Auf Station sieht ihr typischer Arbeitstag dagegen ganz anders aus: Ob Früh- oder Spätschicht, zunächst erfolgt die Über- gabe, dann führt sie mit ihren Kollegen die Körperpflege der Patienten durch, sorgt für deren Ernährung und Aktivie- rung, begleitet die Arztvisite, bereitet Medikamente und Antibiotikatherapien vor, organisiert Neuaufnahmen und Ent- lassungen von Patienten und führt neben vielen weiteren Tätigkeiten auch Gesprä- che mit Angehörigen. Gefragt: Pioniergeist und Überzeugungskraft Zu ihrem Tätigkeitsspektrum gehört es auch, alle an der Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen von dem Kon- zept und dem Mehrwert akademischer Pflegekräfte zu überzeugen. „Es ist ein Pionierprojekt: Wir müssen uns alle noch in die neuen Rollen einfinden“, erklärt die Hochschulabsolventin. Wenn sie sehe, dass neue Konzepte wirklich besser funk- tionieren, gibt ihr das Kraft. „Neulich lobte uns eine Kollegin, dass sich die Arbeits- abläufe dank unserer Arbeitsgruppe an den Schnittstellen zu den Ärzten, den Physio- und Ergotherapeuten und dem Sozialdienst verbessert hätten“, freut sich Sabrina Schroth. Dies sorge für mehr Zufriedenheit auf allen Seiten und für die Patientensicherheit. Nach dem Bachelor das Master-Studium Um Kraft zu tanken, geht sie gerne hinaus in die Natur, spielt mit ihren Katzen und macht regelmäßig Sport. Aber damit noch nicht genug. Die Pflegeexpertin hat schon die nächsten Zukunftspläne: „Ich über- lege, den Master im Bereich „Advanced Practice Nursing (APN)“ draufzusatteln, um noch vertiefter wissenschaftliche Qualitätsmaßstäbe zu entwickeln.“ Mit dem Master-Abschluss oder sogar einer Promotion könnte sie dann weiter in der direkten Patientenversorgung arbeiten und abteilungsübergreifende Aufgaben übernehmen wie etwa Management- Beratung, Netzwerk-Arbeit oder innerbe- triebliche Fortbildungen. Ausbildung und Studium in Kombination Auch Vanessa Cicatello ist eine der der- zeit vier Pflegetrainees am Klinikum Ess- lingen. Auch sie hat ihren Bachelor of Science im Fach Pflegewissenschaft 2020 abgeschlossen und nimmt an dem Trai- neeprogramm teil. Die 25-Jährige aus Ess- lingen mit deutsch-sizilianischen Wurzeln hat dank eines Freiwilligen Sozialen Jah- res ihren Berufswunsch entdeckt: die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Sie entschied sich für eine Ausbildung am Klinikum Esslingen in Kombination mit einem Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). „Mein Ziel war es, den direkten Bezug zwischen der Pflegewissenschaft und der Pflegepraxis auf der Kinderstation herzustellen, sprich: die Hintergründe unserer Arbeit tieferge- hend zu verstehen“, erklärt die akademi- sierte Pflegekraft. Nach dem dritten Aus- bildungsjahr wurde sie im Oktober 2019 als Pflegekraft examiniert und ein Jahr später schloss sie ihr Studium mit dem Bachelortitel ab. Ein Arbeitstag auf der Kinderstation Pflegetrainee Vanessa Cicatello arbeitet je eine Woche im Büro und drei Wochen auf der kinderchirurgischen Station. Ihr Arbeitsspektrum ähnelt dem ihrer Kolle- gin Sabrina Schroth, nur mit dem großen Unterschied, dass ihre Patienten Kinder sind: von Säuglingen bis zu Teenagern. Im Stationszimmer hängen Poster von Dinos und Clowns. Eine Zweijährige brüllt lauthals, da sie sich nicht den Blutdruck messen lassen möchte. Aber so ein Zorn- ausbruch bringt die empathische Pfle- geexpertin nicht aus der Ruhe. Schon geht es ins nächste Patientenzimmer, wo sie einem tapferen Achtjährigen mit ein- gegipstem Arm Blut aus der Fingerkuppe entnimmt für eine Blutzuckerbestim- mung. Geschickt lenkt sie ihn mit einem Gespräch über Fußball ab und lobt ihn sehr. Dann leitet sie eine Pflegeschülerin mithilfe einer Puppe an, wie „ Wir stellen fest, wo es noch Schulungsbedarf gibt, erstellen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkennt nisse neue Pflegekonzepte und setzen sie um.”
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTQxOTA=