Ausgabe 2 >2019
28 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 2019 Rückfällen vorbeugen Denn, trotz allem, so der Wirbelsäulenex- perte, bleibe die betroffene Bandscheibe eine gewisse Schwachstelle: „Wir befreien bei der OP zwar eingeengte Nerven vom Bandscheibengewebe, wir können aber nicht den ursprünglichen Zustand wieder- herstellen, sprich den Gallertkern zurück in die Faserhülle schieben. Das ist wie bei einer Zahnpastatube: Zahnpasta, die ein- mal herausgedrückt wurde, geht nicht wieder zurück in die Tube.“ Patienten können dazu beitragen, einen möglichen Rückfall zu vermeiden: Wer seine Rückenmuskulatur trainiert oder Übergewicht abbaut, entlastet seine Bandscheiben. Tanja Bauer geht jetzt regelmäßig walken, macht Wassergym- nastik und nimmt an einer Rückenschule teil. „Ich habe mich im Esslinger Kranken- haus gut aufgehoben gefühlt – aber wie- derkommen möchte ich trotzdem nicht“, sagt sie schmunzelnd. lj können wir genau bestimmen, wo der Bandscheibenvorfall sitzt. Dort machen wir einen kleinen Schnitt und setzten eine 14 Millimeter dicke Arbeitsröhre an. Durch diese führen wir winzige OP-Ins- trumente ein. Unter dem Mikroskop kann gezielt der Teil der betroffenen Band- scheibe, der die Beschwerden verursacht, abgetragen werden.“ Ein wesentlicher Vorteil einer minimal- invasiven OP ist, dass kaum umliegendes Gewebe zerstört wird. „Das Verfahren verursacht weniger Weichteil- und Mus- keltraumata und einen geringeren Blut- verlust als eine offene OP. Schwellungen und Vernarbungen können deutlich redu- ziert werden. Folglich benötigen die Pati- enten postoperativ weniger Schmerzmit- tel und sind schneller wieder steh- und gehfähig“, fasst Dr. Bodon zusammen. Schonendes Verfahren, schnelle Genesung Nicht für jede Art von Bandscheibenvor- fall kommt das MAPN-System in Frage, doch bei Tanja Bauer war der Eingriff möglich. Eine knappe Stunde dauerte ihre OP. Als sie aus der Vollnarkose auf- wachte und sich zum ersten Mal im Bett umdrehte, stellte sie erleichtert fest: Die Schmerzen waren so gut wie weg. „Gleich am nächsten Tag durfte ich auf- stehen, unterstützt von einer Physio- therapeutin“, erzählt die Patientin. So schnell wieder auf die Beine? Nichts Ungewöhnliches, so Dr. Bodon: „Die meisten Patienten dürfen sogar am Tag der OP schon das Bett verlassen.“ Nach der OP musste Tanja Bauer sich zuerst noch schonen: „Ich sollte langes Sitzen oder Stehen vermeiden, durfte aber Spaziergänge unternehmen, um die Mobilisierung zu fördern. Nach sechs Wochen begann ich mit Krankengymnas- tik, um Rücken- und Bauchmuskulatur zu stärken.“ Wie geht es der Patientin heute, ein halbes Jahr nach der OP? „Ich bin nach wie vor schmerzfrei und sehr glücklich darüber“, berichtet sie. „Patienten müssen in der Regel ihre Lebensweise langfristig nicht einschrän- ken“, sagt Dr. Bodon. Allerdings gäbe es ein paar Ausnahmen: „Ein Bauarbeiter, der täglich schwere körperliche Arbeit verrichtet, sollte nach einem Bandschei- benvorfall über einen Berufswechsel nachdenken. Auch Leistungssportlern legen wir das unter Umständen nahe.“ Klinikum Esslingen Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Chefarzt Professor Dr. Jürgen Degreif Dr. Gergely Bodon und Dr. Arndt Pussert g.bodon@klinikum-esslingen.de a.pussert@klinikum-esslingen.de Kontakt Wer seine Rückenmuskulatur trainiert oder Übergewicht abbaut, entlastet seine Bandscheiben. >>>
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