Ausgabe 2 >2019
2 2019 Esslinger Gesundheitsmagazin 27 „Anhand der MRT-Aufnahmen können wir genau bestimmen, wo der Bandscheibenvorfall sitzt.“ An einem Sonntag im Mai hielt Tanja Bauer die Schmerzen einfach nicht mehr aus. „Ich konnte nur noch liegen. Meine rechte Seite tat ab dem Gesäß furchtbar weh und durch mein Bein ging ein hef- tiges Ziehen, wie bei einem Krampf“, erinnert sich die 45-Jährige. Sie ließ sich in die Notaufnahme des Esslinger Klini- kums fahren. Vier Wochen plagte sie sich da schon. Trotz Physiotherapie und Schmerzta- bletten trat keine Besserung ein. Im Krankenhaus machten die Ärzte eine MRT-Untersuchung. Die detailgenauen Aufnahmen, die der Kernspintomograf lieferte, brachten es ans Licht: Tanja Bauer hatte einen schweren Bandschei- benvor fall im Lendenwirbelbereich erlitten, der genau auf eine der Nerven- wurzeln drückte, aus denen der Ischias entsteht. Bandscheibenvorfall ist nicht gleich Bandscheibenvorfall Die Bandscheiben sind für die Beweg- lichkeit der Wirbelsäule zuständig. Sie sitzen zwischen den Wirbeln, sind flexi- bel und funktionieren wie Stoßdämpfer. Jede Bandscheibe besteht aus einem weichen Gallertkern, der von einem Faserring umfasst wird. Im Laufe des Lebens wird der Faserring spröde. Bewe- gungsmangel, Übergewicht, schweres Heben oder einseitige Belastung begüns- tigen die natürliche Degeneration. Zu einem Bandscheibenvorfall kommt es, wenn der Gallertkern verrutscht, die brü- chig gewordene Faserhülle durchbricht und auf benachbartes Gewebe drückt. Welche und wie starke Beschwerden das auslöst, hängt davon ab, wo im Rücken der Bandscheibenvorfall auftritt, wie groß er ist und ob Nerven betroffen sind. Zu den möglichen Symptomen gehören starke Rückenschmerzen, die in andere Körperregionen ausstrahlen können, Gefühlsstörungen oder Lähmungen. Mit am häufigsten treten Bandscheiben- vorfälle im Bereich der Lendenwirbel- säule auf. „Meist heilt ein Bandscheibenvorfall innerhalb einiger Wochen von allein aus oder kann durch eine konservative The- rapie, das heißt ohne Operation, erfolg- reich behandelt werden“, so Dr. Gergely Bodon, Leitender Arzt in der Esslinger Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie. „Treten Blasen-Mastdarmstörungen oder Lähmungen auf, muss zwingend operiert werden. Die Patientin Frau Bauer hatte eine Fußaußenrandheber- Muskellähmung und außerdem sehr starke Schmerzen. Daher haben wir ihr die OP empfohlen.“ Das MAPN-System Ziel einer solchen OP ist es, die Beschwer- den zu eliminieren, aber gleichzeitig die Flexibilität der Wirbelsäule weitest gehend zu erhalten. Tanja Bauer hatte trotzdem zuerst Bedenken. Doch als Dr. Bodon ihr erklärte, dass er ein minimal- invasives OP-Verfahren anwenden wolle und wie der Eingriff ablaufen würde, legte sich die Angst. Im Klinikum Esslingen operieren Dr. Ger- gely Bodon und Dr. Arndt Pussert, die beiden Leiter der Wirbelsäulenchirurgie, mit dem MAPN-Verfahren. Dr. Bodon erklärt die sogenannte „mikroskopisch assistierte perkutane Nukleotomie“: „Anhand der MRT-Aufnahmen Dr. Arndt Pussert Dr. Gergely Bodon >>>
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