Ausgabe 2 >2019
20 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 2019 Die Keime stets im Blick Kai Kilgers erster Blick am Morgen gilt der Übersicht der Screeningergebnisse. „Wir erfassen täglich den Stand der Patienten, die positiv auf einen Keim getestet wurden. So haben wir immer einen Überblick und können rechtzeitig reagieren.“ Die Daten von Patienten mit Keimbericht werden nach Keimart sortiert. Auf die hygienerelevanten Keime schaut Kai Kilger, Hygienefachkraft am Klinikum Esslingen, besonders kritisch. Gemeinsam mit seinen Kollegen und dem Leiter der Krankenhaushygiene, Dr. Jürgen Maier, ist Kai Kilger für den Umgang mit gefährlichen Keimen im Krankenhaus ver- antwortlich. „Wir sind mit vier Hygienefachkräften gut ausgestattet und können so die hohen Anforderungen an Sicherheit und Hygiene optimal umsetzen“, sagt Dr. Jürgen Maier. Die gute personelle Ausstattung ist nicht selbstverständlich. Zwar empfiehlt das Robert Koch-Institut (RKI), das Bundesin- stitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, für ein Kranken- haus der Größe des Klinikum Esslingen vier Hygienefachkräfte, doch es ist keine bin- dende Vorgabe. „Es freut uns, dass die Geschäftsführung die Bedeutung des The- mas Hygiene Ernst nimmt und der Empfeh- lung des RKI entsprochen hat“, sagt Dr. Maier. Screening anhand von festgelegten Kriterien Neben den Empfehlungen zur Stellenanzahl hat das Robert-Koch-Institut auch Vorga- ben erstellt, welche Patienten bei der Auf- nahme auf eine Belastung mit gefährlichen Keimen getestet werden sollen. Bei der Aufnahme erfragen Arzt oder Pflegeperso- nal Risikofaktoren für die beiden Keimgrup- pen MRSA und 4MRGN beim Patienten ab. Bei positiven Antworten wird ein anschlie- ßendes Screening anhand eines Abstrichs angeordnet. „Mit dem Screening möchten wir niemanden stigmatisieren. Uns geht es allein um die Sicherheit aller Patienten und Mitarbeiter im Krankenhaus und die Infektionsprävention“, sagt Dr. Maier. Denn die Keime können für kranke, immunge- schwächte Patienten sehr schnell lebens- gefährlich werden. Auch auf der Frühchen- station ist besondere Vorsicht geboten, da die Kinder noch über kein stabiles Immun- system verfügen. „Für die Frühchenstation gelten daher auch besondere Hygienevor- schriften“, sagt Kai Kilger. Insgesamt haben die Hygieneexperten ca. 72 kritische Erreger im Blick. Dazu zählen neben MRSA und 4MRGN, Influenza- und Noroviren, 3MRGN, VRE, verschie- dene Durchfallerreger wie auch weitere hygienerelevante Bakterien und Viren. Um Patienten und Mitarbeiter am Klinikum Esslingen vor gefährlichen Keimen zu schützen, hat das Team der Krankenhaushygiene verschiedene Verfahren etabliert. Die regelmäßigen Schulungen, Hygienevorschriften und spezielle Screenings zeigen ihre Wirkung. 35 Prozent der stationären Patienten wer- den auf MRSA getestet, 25 Prozent auf 4MRGN. Jeden Patienten zu testen, würde den zeitlichen und personellen Rahmen sprengen, sagt Dr. Maier. „Eine Keimbelas- tung ist grundsätzlich nichts Gefährliches. Keime gehören zum Leben und schützen zum Beispiel unsere Haut oder garantieren im Darm eine gesunde Verdauung“, sagt er. Gefährlich wird es, wenn kranke und immungeschwächte Menschen in Kontakt mit den Keimen kommen oder z.B. ein E-coli-Bakterium in die Atemwege eines beatmeten Patienten gelangt. Die Krankenhaushygieniker unterscheiden zwischen nosokomialen und mitgebrachten Keimen. „Ein Keim, wie z.B. MRSA oder 4MRGN gilt als nosokomial, also im Kran- kenhaus erworben, wenn er nicht innerhalb von 48 Stunden nach der Aufnahme nach- gewiesen wurde“, sagt Kai Kilger. Deshalb sind alle Mitarbeiter im Klinikum Esslingen geschult, Patienten schon im Aufnahme- gespräch auf die Risikofaktoren anzuspre- chen, damit der Abstrich Laborunter suchung und Nachweis innerhalb der Frist von 48 Stunden erfolgen kann.
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