Ausgabe 2 >2019

2 2019 Esslinger Gesundheitsmagazin 15 Lieber schlau als blau für junge Leser Du bist eher schüchtern und auf Partys fällt es dir schwer, Kontakte zu knüpfen. Jeder weiß: Alkohol bewirkt, dass man sich selbstbewusster fühlt. Also einfach mal einen über den Durst trinken und schon gewinnt man neue Freundschaften? Mädchen und Jungen sind durchschnitt- lich knapp 15 Jahre alt, wenn sie das erste Mal Alkohol trinken. Und für viele Jugend- liche gehört dann das sogenannte „Vor- glühen“ zum Ausgehen am Wochenende selbstverständlich dazu. Zweck ist es, mit guter Stimmung in den Abend zu starten. Scheint erstmal logisch, ist allerdings nicht immer so harmlos wie es klingt. Wer mit Freunden vortrinkt, konsumiert im Schnitt fast doppelt so viel Alkohol wie sonst. Wer beim „warmtrinken“ bereits einen guten Pegel erreicht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit im Laufe des Abends die Kontrolle über sich selbst verlieren. Zu viel Alkohol hat Auswirkungen auf deine Gesundheit. Dein Immunsystem arbeitet schlechter und schützt dich so nicht mehr ausreichend vor Erkrankungen, deine Leber ist mit dem Abbau des Alko- hols beschäftigt und nicht mit anderen lebenswichtigen Stoffwechselprozessen. Bereits geringe Mengen Alkohol erhöhen das Risiko für Krebserkrankungen. Nicht selten müssen sich Jugendliche nach zu viel Alkohol übergeben. Die große Gefahr einer Alkoholvergiftung ist, dass es gepaart mit dem getrübten Bewusst- sein zu lebensgefährlichem Einatmen von Erbrochenem kommen kann. Es besteht dadurch die Gefahr zu ersticken, weil man nicht wahrnimmt, dass Erbrochenes in die Atemwege gelangt ist. Und ein komatöses Einschlafen durch zu viel Alkohol z.B. bei kühlen Temperaturen nachts kann zum Tod durch Erfrieren führen. Auch das Gehirn leidet. Im Jugendalter werden Verschaltungen zwischen den ver- schiedenen Arealen im Gehirn aufgebaut und verfeinert. Und die Nervenfasern werden myelinisiert. Die Myelinscheide kann man mit der Ummantelung eines Kabels vergleichen. Die Isolationsschicht sorgt dafür, dass elektrische Nervenim- pulse störungsfrei weitergeleitet werden. Häufiger und starker Alkoholkonsum schädigen diese Isolationsschicht. Studien zeigen, dass besonders das Hirn­ areal mit dem Namen Hippocampus unter dem Alkoholkonsum leidet. Das wirkt sich auch auf die Gedächtnisleistung aus. Denn der Hippocampus ist mit verantwortlich, dass Informationen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis übergehen. Das beeinflusst zum Beispiel deine Leis- tung bei Klassenarbeiten oder Prüfungen negativ: Wenn du Alkohol trinkst, können die beim Lernen aufgenommenen Informa- tionen nicht richtig gespeichert werden. Wer sich also noch lange an Vokabeln, mathematische Formeln und Protagonis- ten in Büchern erinnern möchte, sollte „Vorglühen“ aus dem Wochenendpro- gramm streichen.

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