Ausgabe 2 >2019
14 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 2019 Besonderheiten der Frühchenstation „Das besondere bei der Behandlung der Frühchen sind die klei- nen Dimensionen“, sagt Professor von Schnakenburg. Schläuche und Sonden müssen sehr behutsam in die zarten und kleinen Körper gelegt werden. Verschiedene Herausforderungen beschäftigten die Kinderärzte: die richtige Sauerstoffmenge, Wärme und Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme. Die Lunge der Kinder ist oft noch nicht komplett ausgereift, sodass sie beim Atmen unterstützt werden müssen. Und dabei ist die richtige Menge an Sauerstoff entscheidend. „Die Wär- mezufuhr wird über den Inkubator oder ein Wärmebett gere- gelt“, sagt er. Ernährt werden die Kinder über Magensonden. Dieser und weitere intravenöse Zugänge bergen die Gefahr von Infektionen, weshalb für die Frühchenstation besondere und strenge Hygienevorschriften gelten. Auch Herz und Kreislauf müssen sich nach einer zu frühen Geburt erst umstellen, ebenso der Darm. Bis zu einem Gewicht von zwei Kilogramm liegen die Kinder im Brutkasten, dem sogenannten Inkubator. Auch die Frühchen werden mit Muttermilch ernährt. „Ab der errechneten 32. Schwangerschaftswoche können die meisten Kinder gestillt werden. Davor pumpen die Mütter Milch ab und die Kinder werden über die Magensonde versorgt“, sagt Profes- sor von Schnakenburg. Durch die Muttermilch kann der kind liche Darm eine gesunde Flora entwickeln, die auch für den Schutz vor Infektionen sehr wichtig ist. Von Anfang an werden die Eltern eng in die Betreuung ihres Kindes miteinbezogen. Die Pflegekräfte leiten die Eltern an und helfen ihnen, die Angst zu überwinden. „Viele Eltern haben Sorge, wegen der Schläuche und Sonden etwas falsch zu machen. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Eltern Zeit mit ihrem Kind verbringen, es streicheln und mit ihm reden.“ Intensiv prak- tiziert wird auch das Känguruhing. Dabei wird das Kind auf den Oberkörper der Mutter oder des Vaters gelegt. Es spürt die Wärme und nimmt den Geruch wahr. Das vermittelt Sicherheit und Geborgenheit – und beides ist entscheidend für die gute Entwicklung des Kindes. Nach der Geburt werden die Eltern in Familienzimmern auf der Neonatologie aufgenommen, um in den ersten Tagen regel- mäßig bei ihrem Kind zu sein. „Bei längeren Aufenthalten der Kinder gehen die Eltern zwischendurch nach Hause. Eine dau- erhafte Anwesenheit ist zu belastend“, erklärt der Chefarzt. Vorbeikommen und Zeit mit ihrem Kind verbringen können die Eltern aber jederzeit. Es gibt keine festen Besuchszeiten auf der Station. Denn die Kinder können bis zu drei Monate im Kran- kenhaus sein. In der Regel werden sie drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin entlassen. Betreuung und Unterstützung auch zuhause Damit die Eltern auf die Versorgung des Kindes zuhause vorbe- reitet sind, können sie eine Woche vor dem Entlassungstermin wieder stationär aufgenommen werden. Erfahrene Pflegekräfte zeigen ihnen, worauf es bei der Betreuung ankommt, und vermit- teln die Sicherheit, die für den Umgang mit dem Kind erforderlich ist. Ein Netzwerk aus niedergelassenen Kinderärzten und Hebammen unterstützt die Familien nach der Entlassung. Sehr kleine Frühgeborene und Kinder mit einer drohenden Behinderung werden durch die Außenstelle Esslingen der Sozialmedizinischen Nachsorge der Lebenshilfe Göppingen betreut. Alle Frühgebore- nen mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm werden im Sozialpädiatrischen Zentrum am Klinikum Esslingen in enger Kooperation mit den niedergelassenen Kinderärzten entwick- lungsneurologisch nachuntersucht. Das kommt nicht nur dem individuellen Kind zugute, sondern fördert auch die Qualitätssi- cherung am Klinikum Esslingen. Einmal im Jahr veranstaltet die Kinderklinik ein Fest für die ehe- maligen Frühgeborenen. „Es ist schön zu sehen, dass es den Kindern gut geht. Auch wenn der Start ins Leben etwas holprig war“, sagt Professor von Schnakenburg. Engagierte Eltern ehemaliger Frühgeborener bieten einen ehren- amtlichen Service an: beim „Elterncafe“ kommen sie mit ande- ren Eltern ins Gespräch und können sich so auf die ersten Wochen zu Hause vorbereiten. aw >>> Klinikum Esslingen Mutter-Kind-Zentrum Telefon 0711 3103-3051 www.mkz.klinikum-esslingen.de Kontakt Mitte Juli erfolgte bereits die 1.000 Geburt des Jahres am Klinikum Esslingen „Es ist schön zu sehen, dass es den Kindern gut geht. Auch wenn der Start ins Leben etwas holprig war.“
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