Ausgabe 2 >2019
2 2019 Esslinger Gesundheitsmagazin 11 Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie Klinikum Esslingen Chefarzt Prof. Dr. Matthias Leschke Telefon: 0711 3103-2401 m.leschke@klinikum-esslingen.de Kontakt Kardiologische Praxis Dr. Ulrich Borst Martinstraße 28, 73728 Esslingen Telefon: 0711 39634110 u.borst@herzzentrum-esslingen.de tes Eiweiß sorgt dabei dafür, dass die LDL-Aufnahme in der Leber drastisch zunimmt. Die Therapie aber kostet derzeit etwa 6.800 Euro pro Jahr und soll nach den Leitlinien bei Patienten nach einem Herzinfarkt und bei Diabetes- Patienten, die unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, angewandt wer- den, wenn man mit Statinen die LDL-Zielwerte nicht erreicht. Das sind allein in Deutschland einige Millionen Patienten. Chronisches Koronarsyndrom Für Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, wurden die medi- zinischen Behandlungsleitlinien jetzt mit dem Pariser Kardiologen-Kongress ebenfalls noch einmal verschärft, berichtet Professor Leschke. „War ein Pati- ent zum Beispiel gut mit einem Stent versorgt, haben wir bislang von einer stabilen Koronarerkrankung gesprochen. Jetzt nennen wir diesen Zustand chronisches Koronarsyndrom, weil sich gezeigt hat, dass Patienten nach einem überstandenen Herzinfarkt genauer und intensiver überwacht werden müs- sen.“ Dabei wird stärker berücksichtigt, dass es unter den betroffenen Pati- enten unterschiedliche Risikogruppen gibt, wie zum Beispiel Diabetiker. Schließlich gibt es Patienten, die ihre Lebensweise der Erkrankung anpassen und sich auch streng an ihre Medikation halten, genauso aber auch die, die sich nicht an die Vorgaben halten und deren Risiko größer ist, erneut einen Herzinfarkt zu erleiden. „Ziel ist es, die Patienten im Rahmen der überarbei- teten Leitlinie individueller zu behandeln.“ Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Eine weitere überarbeitete medizinische Leitlinie macht Behandlungsvorga- ben für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die gleichzeitig an Dia- betes leiden. Seit vielen Jahren wurde bei diesen Diabetes-Patienten der Arz- neiwirkstoff Metformin eingesetzt, der in gewissem Umfang auch das Risiko von Gefäßerkrankungen reduziert. Aktuelle Studien haben nun die Wirksam- keit eines neuen Wirkstoffs bewiesen, der dafür sorgt, dass die Nieren weni- ger Zucker aus dem Primär-Urin resorbieren. Damit wird mehr Zucker über den Urin ausgeschieden und der Blutzucker sinkt deutlich. „Das Überraschende aber war, dass diese neuen Wirkstoffe erhebliche Effekte auch auf die Herz- gesundheit haben“, berichtet Professor Leschke. Der Blutdruck sank und die Patienten nahmen ab. „Bei den so behandelten Patienten kam es zu weniger Herz-Kreislauf-Ereignissen, und auch die Sterblichkeit verringerte sich. Hinzu kam, dass Nicht-Diabetiker ebenso von den Effekten auf die Herzgesundheit profitierten. Das hat alle Fachleute verblüfft.“ Der neue Wirkstoff wird des- halb nun in der neuen Leitlinie für Herz-Kreislauf-Patienten mit Diabetes als erstes Diabetes-Medikament noch vor Metformin empfohlen. Wenn das Herz aus dem Takt gerät Ein ganz wichtiges Untersuchungsgerät in der Kardiologie ist das Elektrokar- diograf oder kurz EKG. Mit ihm können Herzfrequenz und Herzrhythmus abge- lesen werden. Auch die elektrische Aktivität von Herzvorhöfen und Herzkam- mern ist erkennbar. Insbesondere Herzrhythmusstörungen werden damit diagnostiziert. Schlägt das Herz zu langsam, kann ein Herzschrittmacher den Herzmuskel anregen. Ende der 1950er Jahre wurden die ersten implantierba- ren Herzschrittmacher eingesetzt. Die Geräte bestehen aus einem Impulsge- ber mit Batterie, der unter die Haut unterhalb des rechten Schlüsselbeins implantiert wird, und einer Elektrode, die zum Herzen führt. Sie gibt Impulse an den Herzmuskel ab und leitet Signale vom Herzen zur Kontrolle an den Impulsgeber zurück. Ganz ähnlich werden auch implantierbare Defibrillatoren eingesetzt. Diese Geräte überwachen den Herzschlag und greifen selbstständig mit einem Stromstoß beim lebensgefährlichen Kammerflimmern oder Vorhofflimmern ein. Bei den meisten plötzlichen Herztoden war ein Kammerflimmern die Ursa- che. Patienten, bei denen die Gefahr für Kammerflimmern besteht, werden deshalb heute mit Defibrillatoren versorgt. Der Einsatz von Herzschrittmachern und Defibrillatoren ist ein Spezialgebiet von Dr. Borst. „Im Anfang gab es viele Probleme mit den Batterien der Geräte und den Elektroden, und auch die Defi- brillatoren hatten viele technische Störungen“, berichtet er. „Heute ist deren Einsatz dagegen völlig problemlos.“ Entsprechend häufig werden die Schrittmacher und Defibrillatoren bei Herzrhythmus- störungen heute eingesetzt. Einen großen Fortschritt brachte auch die Miniaturisierung. Die Geräte sind heute deutlich leichter und kleiner als früher und unter Haut kaummehr erkennbar. Heute gibt es kaum noch Komplikationen mit den kleinen Geräten. Und auch die Batterielaufzeiten sind deutlich länger als früher. Schrittma- cher müssen mit ihren fest verbauten Batterien nach etwa zwölf Jahren, Defibrillatoren nach etwa acht Jahren ausgewechselt werden. „Seit etwa 2014 gibt es zudem Schrittmacher, die auch magnet- resonanztomografiefähig sind.“ Magnetresonanztomografen (MRT) arbeiten mit einem starken Magnetfeld. Metallteile sind bei dieser Untersuchung deshalb tabu. Das heißt, dass Schrittmacher- Patienten diese wichtige diagnostische Möglichkeit bislang ver- wehrt war. Mit den neuen Schrittmachern ist das nun anders. „Da manche Elektroden älterer Geräte bereits magnetresonanztomo- grafiefähig sind, können wir die Patienten zudem heute bei einem Schrittmacherwechsel oft mit einem modernen Gerät versorgen“, berichtet Dr. Borst. Dazu braucht es allerdings einige Erfahrung, um entscheiden zu können, welche ältere Elektrode zu einem modernen Gerät passt. so
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