Ausgabe 2 >2019

10 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 2019 Die Entdeckung des Blutkreislaufs Über viele Jahrhunderte hielt sich in der Medizin eine Vorstellung von der Rolle und dem Transportmechanis- mus des Blutes, die auf den griechischen Arzt Galen (129 bis 216 n.Chr.) zurückging. Danach sollten sich Luft aus der Lunge und Blut aus der Leber im Herzen ver- mischen und als „lebendiger Geist“ den Körper mit Lebenskraft versorgen. Erst dem britischen Physiologen William Harvey (1578- 1657) gelang es, den Blutkreislauf richtig zu beschrei- ben. Er behauptete, dass der Herzschlag eine Kreislauf- bewegung des Blutes bewirkt. Zuvor hatten Anatomen schon ventilartige Klappen im Herzen und in manchen Blutgefäßen gefunden, die dem Blutstrom offenbar eine Richtung gaben, beziehungsweise die verhinderten, dass das Blut zurückströmen konnte. Einen weiteren Erkennt- nisbaustein bildete die Entdeckung, dass es Blutgefäße mit dicken Wänden und solche mit dünnen Wänden gibt. Die Gefäße, die vom Herzen wegführen, die Arte- rien, müssen den Pumpdruck des Herzens verkraften und haben deshalb dickere Wände. Die zum Herzen verlaufenden Gefäße dagegen, die Venen, haben dün- nere Wände, weil sie nicht dem Druck ausgesetzt sind. Dafür haben sie Klappen, die wie Rückschlagventile arbeiten und dafür sorgen, dass das Blut nicht mit der Schwerkraft zurück in Arme und Beine fließt. Dennoch erntete Harvey für seine Zirkulationstheorie zunächst nur Spott. Erst im letzten Drittel des 17. Jahr- hunderts setzte sich seine Theorie vom Kreislauf des Blutes durch. Schließlich entdeckte der italienische Naturforscher Marcello Malpighi (1628-1694) mit Hilfe des gerade entwickelten Mikroskops winzige Brücken zwischen Arterien und Venen, die Kapillargefäße. Damit war der Blutkreislauf geschlossen und die Entdeckung William Harveys endgültig bestätigt. (Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung: „Herz in Gefahr? – Ursachen, Prävention, Therapie – Ergebnisse der Herz- Kreislauf-Forschung“, Berlin Mai 2015) >>> Außerdem würde der Einsatz von abbaubaren Stents gerade für jüngere Patienten die Möglichkeit einer späteren Bypassversor- gung offen lassen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Sicherheit sol- cher Stents jedoch noch nicht auf dem Niveau der modernen medikamentenbeschichteten Stents, weshalb sie noch nicht rou- tinemäßig eingesetzt werden. Notfall Herzinfarkt Beim Verschluss eines Herzkranzgefäßes und damit einem Herz- infarkt muss es schnell gehen. Wichtig ist dann, dass der Patient oder sein Umfeld die Symptome richtig deuten und rechtzeitig den Notarzt rufen (siehe Kasten „Notfall Herzinfarkt“). Auf dem schnellsten Weg wird der Patient dann ins nächste Herzkatheter- labor gebracht – zum Beispiel ins Klinikum Esslingen. Dort wird das verschlossene Herzkranzgefäß mit dem Katheter wieder durch- gängig gemacht. „Auch bei einem akuten Herzinfarkt verwenden wir ausschließlich medikamenten-beschichtete Stents, um die wiedereröffnete Engstelle von innen zu stabilisieren“, berichtet Klinik-Chefarzt Professor Leschke. Sekundärprävention Nach einem so dramatischen Ereignis wie einem Gefäßverschluss und einem Herzinfarkt steht für die Kardiologen die Sekundärpro- phylaxe an oberster Stelle. Wichtigste Behandlungsziele dabei sind die Normalisierung des Blutdrucks und die medikamentöse Sen- kung der Blutfette, also der Cholesterinwerte, und die Blutplätt- chenhemmung. Mit Medikamenten werden beide Werte in der Regel vom Hausarzt auf ein gesundes Maß eingestellt. Ein Blut- druck von 120/80 und niedriger gilt als normal. Auch ein Wert von 129/84 ist noch in Ordnung. Als gerade noch normal gilt ein Blut- druck von 130/85 bis 139/89. „Vor allem aber muss der Wert für das LDL-Cholesterin bei einem Patienten, der schon ein Herz- Kreislauf-Ereignis erlitten hat, unter 70 mg/dl bleiben“, sagt Dr. Borst. Steigt der Wert auf 80 mg/dl, muss der Hausarzt reagieren. Befindet sich zu viel LDL-Cholesterin im Blut, kann es sich in den Innenwänden der Gefäße einlagern und die Gefäße erneut ver- stopfen. Statine senken den Cholesterinspiegel im Blut Seit langem bewährtes Mittel zur Cholesterinsenkung sind Sta- tine. Professor Leschke ärgert es, dass Statine in letzter Zeit immer wieder in die Kritik geraten sind, dass gar in diesem Zusammen- hang von einer „Cholesterin-Lüge“ gesprochen wurde. „Bei Risiko- Patienten für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung und für die Sekun- därprävention ist die Cholesterinsenkung unbedingt erforderlich, und die Behandlung mit Statinen ist dazu eines der am besten abgesicherten Therapieprinzipien.“ Für die Risikoabschätzung gebe es eine ganze Reihe von Indizien, die zuvor vom Kardiologen zusam- mengetragen werden müssen. Dazu gehören zum Beispiel eine Langzeit-Blutdruckmessung, die Prüfung von Gefäßveränderun- gen an Halsschlagader, Becken- und Oberschenkelarterien sowie Belastungsuntersuchungen. Auch zum Cholesterin haben die Kardiologen ihre Leitlinien über- arbeitet und insbesondere die Höchstwerte für das LDL-Choles- terin nochmal reduziert. Der Zielwert soll danach jetzt bei Hoch- risikopatienten unter 55 mg/dl LDL-Cholesterin liegen. Ob das in der Praxis umsetzbar ist, daran zweifelt Professor Leschke aller- dings. Sicher sei es richtig, dass je weniger LDL-Cholesterin im Blut ist, desto eher wird die Bildung neuer Plaques verhindert und somit kommt es seltener zu einem Herzinfarkt. Möglich macht eine so deutliche Absenkung des LDL-Cholesterins ebenfalls ein neues Medikament. Ein spezieller Antikörper gegen ein bestimm-

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