Ausgabe 2 >2018

32 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 2018 Blut geleckt Jährlich haben es Mediziner in Esslingen mit der wiederkeh- renden Gefahr von Infektionen durch Zeckenstiche zu tun. Denn: wird eine Zecke nicht oder nicht rechtzeitig entdeckt, besteht die Gefahr einer Infektion mit FSME-Viren (Früh­ sommermeningitis) oder Borrelien. Professor Dr. Michael Geißler, Chef- arzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie / Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Esslingen, kennt sich mit allen Fragen rund um Infektionen durch Zeckenstiche aus. Wie auch sein Kollege Dr. Wolfgang Bosch, Allgemeinmediziner aus Ostfildern, rät er Patienten die in Hochrisiko­ gebieten leben, sich regelmäßig gegen FSME impfen zu lassen. In Dr. Boschs Praxis werden regel­ mäßig solche Impfungen durchge- führt. Er erklärt: „Generell gilt, dass wir Impfungen nur dann als ratsam erachten, wenn der Patient einem Beruf oder Hobby nachgeht, bei dem er viel in der Natur ist. Gärtner bei- spielsweise haben ein hohes Risiko, von einer Zecke gestochen zu werden.“ Regelmäßige Auffrischimpfungen sind bei ihnen besonders wichtig. „Anders als bei Masernimpfungen halten die FSME-Schutzimpfungen nicht ein ganzes Leben lang.“ Die Wirkung einer Grundimmunisierung, das sind drei Spritzen im Abstand von einem, vier und zwölf Monaten, hält sehr lange und gewährt vollständigen Schutz. Eine Auffrischungsimpfung sollte bei Menschen im Alter unter 50 Jahren alle fünf, im Alter über 50 Jah- ren alle drei Jahre erfolgen. Für Menschen, die noch nicht geimpft sind, empfiehlt er, etwa ein Jahr vor Beginn der nächsten Zeckensaison Vorkehrungen zu treffen, da mehrere Impfungen notwendig sind, um den Körper resistent gegen die Viren zu machen. Totimpfungen für einen lebendigen Schutz FSME-Impfungen sind sogenannte Totimpfungen. „Das heißt, dem menschlichen Organismus werden abgetötete FSME-Erreger zugeführt. So entwickelt das Immunsystem Anti- körper, die das Virus erkennen und sofort bekämpfen“, erklärt Professor Geißler. Ob Zecken mit FSME oder Borrelien infiziert sind, hängt davon ab, ob die Wildtiere im Wald infiziert sind. Von deren Blut ernähren sich die Zecken nämlich am liebsten. „Der Nager oder das Reh, auf dem sich eine Zecke nie- derlässt, ist in den südlichen Regionen Deutschlands deutlich häufiger mit FSME-Erregern durchseucht, als in nördlichen Bundesländern. Hat die Zecke beim Nager genug Blut aufge- sogen, lässt sie sich abfallen und war-

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