Ausgabe 2 >2018
2 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 29 Privatdozent Dr. Dr. Alexander Koch (re.) ist neuer Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensiv medizin am Klinikum Esslingen der Geburtshilfe zusammen, zum Beispiel wenn für eine schmerzarme Geburt eine Periduralanästhesie angezeigt ist. Auch bei Untersuchungen von kleinen Kindern, bei älteren und verwirrten Menschen im CT oder MRT kann es notwendig sein, die Patienten einem Dämmerschlaf, bzw. einer Narkose zuzuführen. Zunehmend erweitern sich die Arbeitsbereiche außer- halb des Zentral-OPs: Zum Beispiel um den Schockraum der Notaufnahme (hier werden hochakute medizinische Notfälle interdisziplinär aufgenommen, stabilisiert und diagnostiziert), das Herzkatheter labor, die Behandlungsräume der Magen- und Lungenspiegelungen und weitere. Wie sicher ist die Narkose heute? Kann es passieren, dass ein Patient während einer Operation aufwacht? Dr. Koch: Das Narkoserisiko ist heute verschwindend gering, dank der genann- ten sorgfältigen Vorbereitung des Pati- enten sowie moderner Technik und Medikamente. Damit ist auch nahezu ausgeschlossen, dass ein Patient während eines Eingriffs aufwacht. Das Klinikum Esslingen verfügt über ausgezeichnete Medizingerätetechnik auf dem neusten Entwicklungsstand. Das gilt im Übrigen auch für die Intensivstation. In unserer Klinik stehen sämtliche aktuell etablier- ten technischen Möglichkeiten zur Ver- fügung, um für einen Zeitraum die Funk- tionen verschiedener Organe zu ersetzen. Selbst eine extrakorporale Herz- / Lungenunterstützung, die sogenannte „künstliche Lunge“ oder auch „ECMO“ können wir bieten. Die Qualität der Medi- zintechnik hat hier schon universitäres Niveau. Und auch das dient natürlich sehr entscheidend der Patientensicherheit. Und wie steht es um die drei anderen Säulen neben der Anästhesie im Kli nikum Esslingen? Dr. Koch: Die sehr gut ausgestattete Intensivstation hatte ich schon erwähnt. Hier stehen 14 Behandlungsplätze für Patienten, die nach einer großen Opera- tion unter Umständen beatmet und intensiv überwacht werden müssen, zur Verfügung. Außerdem versorgen wir hier schwerstverletzte bzw. schwerstkranke Patientinnen und Patienten, die zuvor beispielsweise im Schockraum von einem Team aus Ärzten der unterschiedlichen Fachrichtungen behandelt wurden. Im Bereich Notfallmedizin stellt unsere Klinik etwa 70 Prozent der Notärzte, die bei Unfällen oder lebensbedrohlichen Erkran- kungen zusammen mit dem Rettungs wagen ausrücken. Aber auch für Notfälle innerhalb des Klinikums sind wir zustän- dig. Erleidet beispielsweise ein Patient im Haus einen Herzstillstand ist unser Reanimations-Team rund um die Uhr sehr schnell zur Stelle. Ein wichtiger Baustein ist zudem die Schmerztherapie. Wir begleiten Patientinnen und Patienten nicht nur nach einer Operation mit verschiedenen Strategien zur akuten Schmerzbekämpfung, sondern behandeln auch chronische Schmerzen. Dazu verfü- gen einige unserer Ärzte über eine spezi- elle schmerztherapeutische Ausbildung. Haben Sie schon konkrete Pläne für die Zukunft und zur Weiterentwick lung Ihrer Klinik? Dr. Koch: Eines unserer nächsten Ziele ist der papierlose OP. Bislang nutzen wir bei der OP-Planung, für das Narkosepro- tokoll und die Dokumentation noch sehr viel Papier. Wenn die Ergebnisse der OP- Vorbereitung, zum Beispiel eine Allergie des Patienten, elektronisch erfasst auch im OP zur Verfügung stehen, kommt es seltener zu Übertragungsfehlern. Soll dem Patienten ein Medikament verabreicht werden, was er aufgrund der Allergie nicht verträgt, würde das System Alarm schlagen. Und auch das Narkoseprotokoll, also die Dokumentation des OP-Ablaufs, wird fast automatisch erstellt, weil die Überwachungsgeräte ihre Daten selbst- ständig speichern. Und das Protokoll steht dann unverzüglich auch auf der Intensiv- station zur Verfügung, wo bereits wei- testgehend papierlos gearbeitet wird All das würde nicht nur die Organisation vereinfachen und Kosten sparen, sondern durch die Kontinuität der Informations- übermittlung vor allem auch der Patien- tensicherheit dienen. Zunehmend ältere Patientinnen und Patienten mit entsprechenden Vorer- krankungen bedeuten einen gesteigerten Bedarf an intensivmedizinischer Überwa- chung und Therapie, unter anderem im Anschluss an Operationen. Auf der ande- ren Seite entwickeln sich die Geburten- zahlen am Klinikum Esslingen in eine positive Richtung. Diesen Trends wollen wir quantitativ und qualitativ gerecht werden. Zudem möchte ich die chro nische Schmerztherapie am Standort stärken und ausbauen. Das Gespräch führte Michael Sommer
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