Ausgabe 1 >2024

1 | 2024 Esslinger Gesundheitsmagazin 9 cher. Die Einführung ist in Planung, es wird aber noch dauern, bis es in Deutschland so weit ist“, bedauert Dr. Kyriss, denn: Lungenkrebs macht sich erst im fortgeschrittenen Stadium mit Symptomen bemerkbar. Daher wird die Erkrankung häufig spät entdeckt. Ein chirurgischer Eingriff alleine reicht dann nicht mehr aus, um den Krebs zu besiegen. „Bei etwas größeren Tumoren können wir vor der OP eine Bestrahlung oder Chemotherapie ansetzen. Ziel ist es dabei, den Tumor soweit zu schrumpfen, dass wir ihn im Anschluss komplett operativ entfernen können.“ Sitzt der Tumor ungünstig, ist er zu groß oder hat er schon in andere Organe gestreut, sei eine Operation dagegen nicht sinnvoll. Auch andere Faktoren könnten gegen eine Operation sprechen. „Wir versuchen, so viel gesundes Gewebe wie möglich zu erhalten, wir müssen aber immer einen Teil der Lunge entfernen. Wir prüfen daher zuvor genau, ob die Lungenfunktion der Patientinnen und Patienten ausreicht, um das zu kompensieren. Und natürlich gilt es auch, den allgemeinen Gesundheitszustand zu bewerten: Ist der Betroffene fit genug, um die OP zu verkraften?“ Enorme Fortschritte bei Bestrahlung und Chemotherapie Auch wenn eine OP nicht infrage kommt, haben die Expertinnen und Experten am Thoraxzentrum Südwest dem Krebs wirksame Instrumente entgegenzusetzen. „Chemotherapie, Bestrahlung und Immuntherapie gehören da zu den wichtigsten. Sie kommen einzeln oder in Kombination zum Einsatz“, berichtet Lungenfacharzt PD Dr. Martin Faehling, Leiter der Pneumologie am Klinikum Esslingen. „Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich massiv verbessert.“ So könne man Tumore heute zum Beispiel extrem präzise und effizient bestrahlen. Und auch bei den Chemotherapien habe sich viel getan: „Die Wirkstoffe sind effektiver und besser verträglich. Durch eine gute Begleitmedikation bekommen wir Nebenwirkungen noch besser in den Griff.“ Hoffnung bringen auch neue Verfahren, zum Beispiel die innovativen Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC). Das TherapiePrinzip: Ein Chemotherapie-Medikament wird an einen Antikörper angedockt. Dieser Antikörper funktioniert wie ein Taxi. Er transportiert den Wirkstoff direkt in die Tumorzelle. Die Chemotherapie greift also gezielt dort an, wo sie wirken soll. Das erhöht den Erfolg und reduziert Nebenwirkungen. ADCs werden bei einigen Tumorarten, wie Brustkrebs, heute schon standardmäßig eingesetzt. Im Bereich Lungenkrebs wird die Methode derzeit intensiv erforscht. „Auch wir beteiligen uns hierzu an Studien“, so Dr. Faehling. >>> Detaillierte Diagnostik Lungenkrebstherapien werden genau auf die Patientin oder den Patienten zugeschnitten. Grundlage dafür ist eine detaillierte Diagnostik: › Steckt hinter Symptomen wie anhaltendem / blutigem Husten, Luftnot, Brustschmerzen und Gewichtsverlust Lungenkrebs? Das lässt sich am besten mit einer Computertomographie abklären. Da Lungenkrebs oft und früh mit Metastasen im Gehirn einhergeht, wird auch ein CT des Kopfes angefertigt. › Die Positronen-Emissions-Tomografie (PET-CT) eignet sich zur genauen Beurteilung der Ausdehnung von Lungentumoren und Planung der Behandlung. › Erhärtet sich der Krebsverdacht, werden bei einer Lungenspiegelung Gewebeproben entnommen. Eine Pathologin oder ein Pathologe untersucht das Gewebe, bestimmt den Tumortyp (kleinzelliger oder nicht-kleinzelliger Lungentumor) und genetische Eigenschaften des Tumors, die Einfluss auf die Wahl der Therapie haben. › E in Lungenfunktionstest zeigt, ob die Lunge stark genug für einen chirurgischen Eingriff ist. Bei grenzwertiger Lungenfunktion kommt ergänzend eine Sauerstoffaufnahmemessung unter Belastung zum Einsatz. › Ä rztinnen und Ärzte machen sich einen klinischen Gesamteindruck der Person und prüfen, ob / welche Begleiterkrankungen vorliegen.

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