Ausgabe 1 >2024

1 | 2024 Esslinger Gesundheitsmagazin 27 Kontakt Dr. Marc Meinikheim Niedergelassener Facharzt für Innere Medizin/ Gastroenterologie Plochinger Straße 81 73730 Esslingen Telefon 0711 314242 Herr Dr. Meinikheim, was genau passiert bei einer Darmspiegelung? Das geschieht in der Regel ambulant und dauert etwa 20 Minuten. Wir untersuchen den Dickdarm der Patientin oder des Patienten mit einem Koloskop, das eine Kamera enthält. So können wir sehen, ob es Veränderungen oder Polypen im Darm gibt. Diese können wir dann sofort entfernen. Wie werden diese Polypen entfernt? Wir unterspritzen die Polypen mit einer Mischung aus Natriumchlorid und Adrenalin. Das führt dazu, dass sich die Polypen anheben. Außerdem sorgt das Gemisch dafür, dass sich die Blutgefäße verengen und es seltener zu Blutungen kommt. Anschließend entfernen wir die Polypen mit einer Schlinge. In der Pathologie wird dann untersucht, ob das Herausgeschnittene Vorstufen von Darmkrebs enthält oder schon bösartig ist. Muss dann weiter behandelt werden? Wenn es bösartig war, kommt es darauf an, ob wir alles entfernt haben. Normalerweise aber ist mit dem Herausschneiden alles erledigt. Deshalb ist ja die Darmspiegelung als Vorsorge so wichtig. Wir erkennen im Vorfeld, bevor sich der Krebs entwickelt, Veränderungen, also Vorstufen, die wir gleich behandeln können. Wie oft finden Sie bei einer Darmspiegelung Polypen oder gar Krebs? Krebs ist bei unserer Vorsorgeuntersuchung selten: etwa bei ein bis zwei Prozent der Untersuchungen finden wir ihn. Dann müssen die Betroffenen in die Klinik zur Weiterbehandlung. In 11 bis 14 Prozent finden wir Polypen. Diese Polypen können wir bis zu einer Größe von drei bis vier Zentimeter ambulant entfernen, die Abtragungsstelle kann mit einem Metallclip verschlossen werden, um Nachblutungen zu verhindern. Menschen mit größeren Polypen schicken wir wegen der Blutungsgefahr in die Klinik. Arzt-Interview: Vorsorge kann Leben retten Richtigstellung In der letzten Ausgabe des Esslinger Gesundheitsmagazins berichteten wir, dass das Klinikum Esslingen sich an einer weltweiten Studie des Unternehmens BionTech zum Thema Darmkrebs beteiligt. Untersucht wird dabei das RezidivRisiko nach einer Tumor-OP und ob bei Betroffenen mit einem starken Rückfall-Risiko dieses durch eine Impfung gemindert werden kann. Bei der Beschreibung des Studiendesigns ist leider ein Fehler unterlaufen: Es handelt sich nicht um eine sogenannte Doppelblindstudie, es gibt keinen Placebo-Arm. Damit Darmkrebs erst gar nicht entstehen kann, empfehlen Mediziner und Krankenkassen Männern ab 50 und Frauen ab 55 Jahren eine Darmspiegelung. Dr. Marc Meinikheim, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, führt in seiner Praxis in Esslingen pro Jahr 1.400 Darmspiegelungen durch. Er erklärt, was dabei passiert und warum diese Vorsorge wichtig ist. Nun gibt es Menschen, die erkranken an Krebs, bevor sie die vorgeschriebene Altersgrenze von 50 bzw. 55 Jahren für eine Vorsorgeuntersuchung haben. Das stimmt leider. Und diese Fälle von jungen Patientinnen und Patienten zwischen 25 und 49 Jahren nehmen zu. Ich denke, dass in Zukunft die Altersgrenze für die Vorsorge auf 45 Jahre gesenkt wird. Aber das dauert sicher noch. Wie lange muss man aktuell auf einen Termin zur Darmspiegelung warten? Bei reinen Vorsorgeuntersuchungen dauert das sechs bis neun Monate. In Notfällen versuchen wir natürlich, schnelle Termine zu ermöglichen. Das Gespräch führte Gerlinde Wicke-Naber

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