20 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 >>> könnte eine Operation helfen.“ Außerdem können Tumore und Metastasen für Rückenschmerzen verantwortlich sein – diese müssen auch operiert werden. „Alle anderen Fälle müssen nicht sofort operiert werden, sondern werden zunächst konservativ mit Schmerzmitteln oder Spritzentherapie behandelt“, sagt Dr. Bodon. Injiziert werden Betäubungsmittel und Steroide, die die Schmerzauslöser ausschalten. Bandscheibenvorfall „Ein Bandscheibenvorfall tritt teilweise akut von einer Sekunde auf die andere auf und kann auch junge Menschen treffen, Dünne wie Dicke“, sagt Dr. Pussert. Auslöser eines Bandscheibenvorfalls sind Veränderungen in der äußeren Hülle der Bandscheibe: „Durch einen kleinen Riss in der Bandscheibe tritt weiches Gewebe aus dem Inneren heraus. Dieses Gewebe drückt auf den Nerv und verursacht die Schmerzen“, erklärt Dr. Pussert. Ob und wann so ein Riss entsteht, könne man nicht beeinflussen, so die Ärzte. „Die Bandscheibe verliert mit zunehmendem Alter Flüssigkeit. Das geht oft ab dreißig schon los, setzt sich bei dem einen schnell und bei dem anderen weniger schnell fort“, erklärt Dr. Braun. Für die Bandscheibe selbst könne man vorbeugend nicht viel tun, so der Orthopäde. Muskelaufbautraining helfe allerdings indirekt, denn gut trainierte Muskeln stützen, stabilisieren und entlasten die Wirbelsäule und damit die Bandscheiben. Solange die Schmerzen erträglich sind und keine Lähmungserscheinungen auftreten, behandelt man einen Bandscheibenvorfall zunächst mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln und Ruhe, im späteren Verlauf auch mit Physiotherapie, um die Stabilität zu verbessern und dadurch Schmerzen zu mindern. „In der Akutphase eines Bandscheibenvorfalls empfehlen wir zunächst Ruhe. Im Verlauf sollten die Beschwerden besser werden“, erklärt Dr. Bodon. „Zu aktiver Physiotherapie raten wir erst nach einigen Tagen – es müssen erst ein bis zwei Wochen verstreichen und Besserung eintreten, bevor man mit der Physiotherapie beginnt.“ Viele Patienten gehen davon aus, dass es mit den reinen physiotherapeutischen Maßnahmen ausreiche, so Hardinghaus. Dem sei oft nicht so. „Wir stellen sicher, dass Verklebungen gelöst und der Bewegungsapparat wieder gerade gestellt wird, damit der Patient aus der Schonhaltung kommt“, erklärt die Physiotherapeutin. „Dann erst geht man in den Muskelaufbau, der notwendig ist, damit die neue Haltung und Neuverformung bestehen bleibt.“ Muskeln baue man von innen nach außen auf, „man nennt das propriozeptives Training“, so Hardinghaus. „Wichtig ist, das der Patient diese erworbenen Übungen zu Hause weitermacht und dran bleibt, sonst fängt alles wieder von vorne an.“ Bandscheiben-OP Muss wegen extremer Schmerzen oder Lähmungserscheinungen doch operiert werden, sei der Eingriff klein und unkompliziert, so die Chirurgen Dr. Bodon und Dr. Pussert. „Wir können heute auf wesentlich schonendere OP-Verfahren als vor zehn Jahren zurückgreifen. Manchmal reicht ein eineinhalb Zentimeter großer Schnitt“, erklärt Dr. Bodon. „Nach minimalinvasiven Operationen können die Patienten am gleichen Tag aufstehen und herumlaufen, manche können bereits nach ein paar Wochen mehrere Kilometer laufen.“ Der Eingriff selbst sei zwar risikoarm, aber, wie jede OP, nicht komplett ohne Risiken. „Komplikationen versuchen wir durch standardisierte Abläufe, ein gut trainiertes OP-Team, sichere OP-Technik und moderne technische Ausrüstung zu vermeiden“, sagt Dr. Pussert. „Die Bandscheibe ist wie ein festes Kissen, das als Stoßdämpfer wirkt.“ Das entfernte Gewebe wird in der Bandscheibe nicht nachgebildet und die Bandscheibe verliert dadurch an Höhe. „In der Folge können sich Wirbel verschieben und bestimmte Gelenke sind einer erhöhten Belastung ausgesetzt.“ Wer seine Rückenmuskulatur trainiert, beugt Schmerzen vor. Eingebrachtes Schraubenstabsystem und Platzhalter für die unteren Bandscheiben.
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