Ausgabe 1 >2020
1 | 2020 Esslinger Gesundheitsmagazin 3 Vorwort Auch in der Medizin ist die Digitalisierung mittlerweile ange- kommen und sie bestimmt schon jetzt den Ablauf in Kliniken und Praxen. Dabei kann der digitale Datenaustausch dazu beitragen, die Behandlung der Patienten effizienter und besser zu machen, wenn er verantwortlich und sorgfältig eingesetzt wird. Aber hier, bei Sorgfalt und Sicherheit, liegt der Hase im Pfeffer. Mit dem neuen, vom Bundestag beschlosse- nen, Digitale-Versorgungs-Gesetz wird es erlaubt sein, Gesundheitsdaten der gesetzlich Versicherten an ein zen- trales Forschungszentrum zu übermitteln. Diese Daten sollen zwar pseudonymisiert zu Forschungszwecken genutzt werden, aber nicht nur der Bundesdatenschutzbeauftragte, sondern auch Ethiker, Psychotherapeuten und Ärzte sehen die Gefahr des Datenmissbrauchs und des gläsernen Patienten. Ein Mit- sprache- oder Widerspruchsrecht der Patienten ist nicht gegeben, ein Recht auf Datensouveränität oder informierte Ein- willigung ist nicht vorgesehen. Dass plötzlich Röntgenbilder, Laborbefunde oder Krankenakten von Patienten im Internet auftauchen, ist schon jetzt traurige Realität. Hacker werden sich um solche lukrativen Datenbanken kümmern und möglicherweise zu anderen Vorhaben verwenden. Eine bessere Entscheidung im Sinne der Patienten hat der Gesetzgeber mit dem Gesetz zur Entscheidungsfreiheit bei der Organspende getroffen. Dabei soll die Bereitschaft zur Organspende regelmäßiger erfragt und die Bürger darüber umfassender informiert werden, wobei den Hausärzten eine wichtige Rolle zukommt. Vergleicht man die Zahl der Organ- spenden in Deutschland mit denen anderer europäischer Länder, besteht bei uns ein riesiger Nachholbedarf, dem nicht unbedingt mit Zwang begegnet werden sollte. Auch hier muss, wie bei der Digitalisierung, der mündige und informierte Bürger seine eigene Entscheidung treffen können. Sprechen Sie Ihre Hausärzte möglichst bald auf den Organspendeaus- weis an und lassen sich über die Details informieren. Ein gesundes Frühjahr wünscht Ihnen Ihr Dr. med. Rainer Graneis Psychische Erkrankungen treffen immer häufiger Kinder und Jugendliche. Eine umfassende und wohnortnahe Versorgung ist für die betroffenen Familien essenziell. Die Stadt und der Land- kreis Esslingen haben mit der Klinik für Kinder- und Jugend- psychiatrie am Klinikum Esslingen seit Jahren eine Institution etabliert, deren Mitarbeiter mit großem Engagement und hoher Qualität diese Versorgung gewährleisten – gemeinsam mit einem starken Netzwerk aus Beratungsstellen, niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiatern und Psychologen. Seit November 2019 bietet die Klinik ein neues Versorgungskonzept (StäB) an, durch das die Betroffenen direkt im häuslichen Umfeld behandelt werden können. Esslingen hat damit bundesweit die dritte Kinder- und Jugendpsychiatrie, die dieses Konzept umsetzt und beispielgebend agiert. Um solche Innovationen und unsere hochwertige medizinische Versorgung zu sichern, sind wir auf die finanzielle Unterstützung des Landes angewiesen, was wir bei einem Besuch von Manne Lucha, Minister für Soziales und Integration, einmal mehr untermauern konnten. Ich freue mich, Ihnen in diesem Magazin Matthias Ziegler, den neuen Geschäftsführer des Klinikums, vorzustellen. Er hat seit Februar seinen Dienst aufgenommen und wird mit seiner lang- jährigen und umfänglichen Klinikerfahrung das Klinikum als verlässlichen und kompetenten Versorger für die Region weiter voranbringen. Sein Augenmerk liegt dabei vor allem auf der Steigerung der Arbeitgeberattraktivität. Hier unterstützen wir von Seiten der Stadt wo immer es geht, um dem Fachkräfte- mangel zu begegnen. Aus einer Vielzahl an Bewerbern wurde das Klinikum ausgewählt, an der Initiative des Staatsministeri- ums „Gesundes Essen in der Klinik“ teilzunehmen, die bereits im Sommer 2019 startete. Seither engagiert sich das Klinikum noch intensiver dafür, eine gesundheitsfördernde, nachhaltige und genussvolle Verpflegung für die Patienten sicherzustellen. Lesen Sie außerdem, wie Patientinnen mit Endometriose geholfen werden kann, wie Schwindel therapiert wird, was es mit dem Pflegestärkungsgesetz auf sich hat und wie sich die Altersmedizin weiterentwickelt. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre! Ihr Dr. Jürgen Zieger Neue Perspektiven Dr. Jürgen Zieger, Oberbürgermeister der Stadt Esslingen a. N. Im Sinne des Patienten Dr. med. Rainer Graneis, Vorsitzender der Kreisärzteschaft Esslingen
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