Ausgabe 1 >2018
bei denen nicht selten nach Stürzen oder aufgrund einer Osteoporose Knochenbrüche behandelt werden müssen. Alterstraumatologie heißt der spezielle Bereich, der sich um die Behandlung von Knochenbrüchen im Alter kümmert. Pilotstation „Demenzsensibles Krankenhaus“ So werden auf der gemischten geriatrisch/unfallchirurgischen Station 40 des Klinikums Esslingen schon länger sowohl Pati- enten aus dem Bereich Neurogeriatrie als auch der Alterstrau- matologie behandelt. Es lag daher auch für die Arbeitsgruppe „Demenzsensibles Krankenhaus“ nahe, diese Station als Pilot- station für das Projekt auszuwählen. Dabei ging es zunächst darum, den Patienten die Orientierung in der ungewohnten Krankenhausumgebung zu erleichtern. Die Türen der Patienten- zimmer wurden mit großen Zahlen, die Türen von Bädern und Toiletten mit großen Piktogrammen gekennzeichnet. In jedem Patientenzimmer wurde zudem eine große Uhr zur zeitlichen Orientierung aufgehängt. Außerdem wurde in der Mitte der Station, gegenüber dem Pflegestützpunkt ein Aufenthaltsraum eingerichtet, in dem die betroffenen Patienten gemeinsam die Mahlzeiten einnehmen können und in dem auch die Therapeu- ten, wenn möglich, ihre Behandlungen durchführen. „Außerdem ist geplant, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit dementen Patienten in internen Fortbildungen zu schulen – und zwar nicht nur Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten, sondern alle, die mit den Patienten zu tun haben, also auch Rei- nigungskräfte und den Hol- und Bringedienst“, berichtet Yvonne Merkle, pflegerische Abteilungsleitung und Demenzbeauftragte. Dabei gehe es vor allem darum, jeden Mitarbeiter zu sensibili- sieren. Es sei wichtig, bei den dementen Patienten möglichst keine Irritationen aufkommen zu lassen. „Auch die Reinigungs- kraft stellt sich vor, wenn sie das Zimmer betritt, erklärt, was sie macht und ist so für den Patienten berechenbar.“ Neben Yvonne Merkle haben sich zudem drei weitere Pflegekräfte zur Demenz- beauftragten schulen lassen, die ihr Wissen nun an die Kollegen weitergeben. „Ziel ist es, je Station zwei Mitarbeiter aus dem Bereich der Pflege zu Demenzexperten zu qualifizieren.“ Darüber hinaus wurden zwei „Aktivierungsboxen“ mit finan zieller Unterstützung durch den Förderverein „proklinikum“ angeschafft. Die großen durchsichtigen Boxen enthalten unter anderem Bücher zum Anschauen oder Vorlesen, ein Liederbuch, ein Memory-Spiel mit Bildern von Alltagsgegenständen, die vor Jahrzehnten üblich waren, oder auch einen Ball. Demente Pati- enten können damit aktiviert und beschäftigt werden. „Oft reicht es, einem unruhigen Patienten etwas in die Hand zu geben“, sagt Yvonne Merkle. Auf beruhigende Medikamente oder gar eine Fixierung kann so verzichtet werden. Einfach zu realisierende Verbesserungen Die bisherigen Erfahrungen mit der seit Juli 2017 umgestalte- ten Station sind sehr gut. Die dementen Patienten sind ruhiger und weniger irritiert durch die neue Umgebung. Patienten, die sehr unruhig sind, können zudem nachts im Aufenthaltsraum untergebracht werden, wo sie die Pflegekräfte im Stations zimmer direkt gegenüber besser im Blick haben. Auch die Piktogramme und deutlichen Zimmerkennzeich- nungen haben sich bewährt. „Für diese wichtigen Maßnahmen, die das Risiko einer Verschlechte- rung der Demenz bei unseren Patienten ver ringern helfen, erhalten wir keine öffentliche Förderung“, sagt Chefarzt Professor Reinhard. „Deshalb müssen wir zu pragmatischen, einfach zu realisierenden Mitteln greifen.“ 8 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2018 >>> Im Aufenthaltsraum der Station können die Patienten zwischen den Untersuchungs terminen beschäftigt werden Piktogramme und große Zimmernummern geben Orientierung in ungewohnter Umgebung
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