Ausgabe 1 >2018
Im Klinikum Esslingen wurde deshalb bereits im November 2015 die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Demenzsensibles Kranken- haus“ gegründet. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, Maßnahmen und Ideen zu entwickeln, wie Patienten mit Demenz entsprechend ihren Bedürfnissen versorgt werden können. Denn für diese meist älteren Patienten ist die Behandlung im Krankenhaus eine ganz besonders schwierige Situation: „Die ungewohnte Umgebung, viele fremde Menschen und unverständliche, beängstigende Untersuchungen an ihrem Körper sorgen für höchste Verwirrung, Angstgefühle und Panik. Bei manchen Patienten mit eigentlich bislang nur leichten kognitiven Beeinträchtigungen kann die Krankenhausumgebung gar zu einem Demenzschub oder einem sogenannten Krankenhaus-Delir und in dessen Folge zu einem Verlust der Selbständigkeit führen. Oft erholen sich die Patienten davon nicht mehr und sind nach dem Krankenhaus aufenthalt dauerhaft auf Hilfe ange- wiesen oder werden in einer Pflege- einrichtung weiter versorgt“, sagt Dr. Ulrike Wortha-Weiß, Leitende Ärztin Geriatrie. Seit 1996 bereits gibt es den geriat- rischen Schwerpunkt in der Klinik für Neurologie und klinische Neurophy- siologie des Klinikums Esslingen. Spe- ziell ausgebildete Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte für Altersmedizin (Geriatrie) kümmern sich hier um ältere und hochbetagte Patienten und deren besondere Bedürfnisse. Im Rahmen einer sogenannten „Geriatrischen Frühkomplexbehandlung“ mit einem intensiven Früh-Rehabilitationsprogramm geht es darum, die Selbständigkeit der Menschen nach dem Krankenhausaufenthalt möglichst zu erhalten. „Gleichzeitig verfügen wir in der Neuro- logischen Klinik über viel Erfahrung, hohe Expertise und alle diagnostischen Möglichkeiten für die Behandlung von Demenz erkrankungen“, ergänzt Professor Dr. Matthias Reinhard, der als Neurologe und Geriater die Klinik leitet. Neben der neurologischen Klinik beteiligen sich auch die Unfall- chirurgen und Orthopäden des Klinikums Esslingen an den speziellen Behandlungskonzepten für ältere Menschen, Die Menschen werden immer älter. Damit steigt die Zahl derer, die an einer Demenz leiden. Und so müssen auch zunehmend häufiger ältere Menschen mit einer Demenz als Patienten im Krankenhaus behandelt werden. Mit der Entwicklung zum „Demenzsensiblen Krankenhaus“ stellt sich das Klinikum Esslingen darauf ein. Der sogenannte demografische Wandel verschiebt die Alters- pyramide in Deutschland derzeit kontinuierlich. Die Lebens erwartung steigt und immer mehr ältere und hochbetagte Menschen stehen immer weniger jüngeren gegenüber. Mit stei- gendem Lebensalter aber wächst auch die Gefahr, an einer Demenz zu erkranken. In seinem Bekannten- oder Verwand- tenkreis kennt heute fast jeder eine oder mehrere Personen, deren Gedächtnis immer mehr nachlässt, bei denen eine Demenz diagnostiziert wurde. Was mit zunehmender Vergess- lichkeit harmlos beginnt, entwickelt sich oft schleichend und lange unbemerkt zu einemwachsenden Problem für die Betrof- fenen und für ihre Umgebung gleichermaßen. Auch in den Krankenhäusern werden zunehmend ältere Men- schen mit akuten Erkrankungen behandelt, die von Demenz betroffen sind. Wie viele das sind, hat jüngst eine Studie der Robert-Bosch-Stiftung deutlich gemacht. Danach haben 40 Prozent der Krankenhauspatienten eine kognitive Einschrän- kung, leiden also unter verminderter geistiger Leistungsfähig- keit. Bei der Hälfte der Betroffenen handelt es sich um leichte kognitive Beeinträchtigungen. Bei 20 Prozent der Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, lässt sich eine Demenz feststellen. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Bei zwei Drittel der Patienten waren die Einschränkungen der Gedächtnisleis- tung oder die Demenz noch nicht bekannt. „Unser Projekt ‚Demenzsensibles Krankenhaus‘ ist nur ein weiterer wichtiger Baustein auf dem Weg zum geplanten Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Esslingen.“ 1 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 7 >>>
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