Ausgabe 1 >2018

1 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 47 macht beim Notar hinterlegt“, berichtet Heike Strecker. So konnte die Maßnahme ohne Verzögerung genehmigt werden. Zumal auch die Schwiegermutter einsich- tig war und zustimmte. Vor allem zu Beginn hatte Heike Strecker ihre Schwiegermutter mit dem Rollstuhl immer wieder durch Berkheim gescho- ben. „Ich wollte sie, die hier geboren und aufgewachsen war, trotz ihrer Erkran- kung im Stadtteil präsent halten. Wer ins Pflegeheim kommt, ist abgeschrieben", urteilt sie. „Das Pflegeheim ist für viele auch heute noch sehr negativ besetzt.“ Für sie sei es oft eine Entlastung gewe- sen, zu sehen, wie professionell die Pfle- gekräfte mit den Bewohnern umgehen und wie gut ihre Schwiegermutter ver- sorgt war. „Aber es hat schon weh getan, zu sehen, wie meine Schwiegermutter körperlich immer weiter abbaute.“ Schließlich funk- tionierten auch die Schluckreflexe nicht mehr richtig. Heike Strecker fütterte ihre Schwiegermutter daraufhin täglich sehr vorsichtig mit passierter Kost. Es galt zu verhindern, dass sie sich verschluckt und erstickt. Der geliebte Kuchen war damit auch tabu. „Nun gönnen Sie Ihrer Schwie- germutter doch auch mal was“, hörte sie daraufhin von anderen Angehörigen oder Mitbewohnern. Das letzte halbe Jahr vor ihrem Tod war Karin Strecker schließlich dement und ganz in ihrer eigenen Welt gefangen. „Da bin ich nicht mit klar gekommen, das ging an meine Substanz“, sagt Heike Strecker, so dass sie schließlich eine Auszeit vom Pflegeheim nehmen musste. Jetzt, mit etwas Abstand nach dem Tod der Schwiegermutter, ist sie motiviert, die Mitarbeiter, die sie über die Jahre schät- zen gelernt hat, zu unterstützen und für die anderen Bewohner da zu sein. Im Heimbeirat hat sie die Möglichkeit, auf Probleme im Heimalltag hinzuweisen. „Das kommt an, wird ernst genommen, und die Heimleitung ist immer bemüht eine gute Lösung zu finden.“ Ingrid Seeger und ihr Ehemann im Pflegeheim Obertor Nach dem dritten Schlaganfall 2015, nach Krankenhaus und Reha stellte sich für Ingrid Seeger und ihren jetzt halbseitig gelähmten Mann Ulrich die Frage, wie es weitergehen soll. Ein rollstuhlgerechter Umbau der Wohnung erwies sich als unmöglich. „Ich habe dann den Rat bekommen, nicht lange zu suchen, son- Ingrid Seeger und ihr 80-jähriger Ehemann Dr. Ulrich Seeger im Pflegeheim Obertor dern im ersten Pflegeheim zuzusagen, das einen Pflegeplatz anbietet“, berichtet Ingrid Seeger. So kam der pensionierte Zahnarzt Dr. Ulrich Seeger ins städtische Pflegeheim Obertor – zunächst zur Kurz- zeitpflege, aber nach 14 Tagen zur Dau- erpflege. „Als ich das Zimmer gesehen habe, dachte ich, wie soll das gehen? Das Zimmer ist winzig und mit Möbeln voll- gestellt. Aber mein Mann hat sich von Anfang an wohlgefühlt.“ Ganz wichtig sei auch, dass ihm das Essen schmecke. Auch die vielen Veranstaltungen im Haus und vor allem die sehr netten Pflegekräfte verbuchen die Seegers als Pluspunkte. Meist ist Ingrid Seeger vom späten Vor- mittag bis zum Abendessen bei ihrem Mann. Die Nähe des Obertors zur Ess­ linger Stadt sei ein weiterer Vorteil des Pflegeheims. Der Rollstuhl wurde eigens mit einer elektrischen Schiebehilfe aus- gestattet, so dass regelmäßige Ausflüge in die Stadt trotz des Esslinger Kopfstein- pflasters problemlos möglich sind. Auch Aufführungen in der WLB, der Württem- bergischen Landesbühne, oder Veranstal- tungen imNeckarforum haben die beiden so schon besucht. Geistig ist der inzwi- schen 80-Jährige noch topfit und über- rascht die Familie immer wieder mit seinem guten Gedächtnis. Lediglich das Sprechen ist durch den Schlaganfall etwas schwierig. Regelmäßig kommen ein Logopäde, ein Ergotherapeut und ein Physiotherapeut zu ihm, die das Ehepaar Seeger aus eigener Tasche bezahlt. „Das tut ihm sehr gut“, urteilt seine Frau. So kann das Ehepaar Seeger trotzt der Ein- Gute Vorbereitung erleichtert den Über- gang ins Pflegeheim > Besprechen Sie im Familienkreis und mit Ihren hochbetagten Angehöri- gen, was zu tun ist, wenn der Ange- hörige pflegebedürftig wird. > Schauen Sie sich geeignete Pflege- heime an, sprechen Sie mit der Heim- leitung. > Melden Sie Ihren Angehörigen vor- sorglich für einen Platz im Pflege- heim an, wenn absehbar ist, dass er pflegebedürftig wird. > Klären Sie in der Familie, wer die Vorsorgevollmacht und die Betreu- ungsverfügung für den Angehörigen übernimmt. > Klären Sie die Finanzierung der Pfle- geheimkosten. Im Bedarfsfall springt hier die Sozialhilfe ein. Es wird dann geprüft, ob eine Unterhaltspflicht besteht und Familienangehörige einen Teil der Heimkosten überneh- men müssen. schränkungen durch den Schlaganfall dank der Unterstützung durch das Pfle- geheim gut miteinander leben. so

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