Ausgabe 1 >2018

1 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 41 Mit der Maske in den Schlaf Für Patienten mit einer obstruktiven Schlafapnoe ist inzwischen die Masken- therapie die gängige Behandlungsme- thode. „Der Vorteil ist, dass es ein gänzlich nebenwirkungsfreier Behandlungsweg ist“, sagt Dr. Wienhausen-Wilke. Über Nacht wird der Patient mit einer Maske beatmet. Dabei kommt es zu einer pneu- matischen Schienung der Atemwege. „Die Maske funktioniert wie ein umgekehrter Staubsauger. Die Schleimhäute werden durch die Maske auseinandergedrückt, wodurch der Patient wieder frei atmen kann.“ Dieses Verfahren hilft auch Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen wie COPD, schweren Muskel- oder Skeletter- krankungen oder starkem Übergewicht. „Durch die geschwächte Lunge brauchen die Patienten allein schon tagsüber so viel Kraft, dass sie für die Atmung in der Nacht häufig zu erschöpft sind.“ Die Maskentherapie, die bereits seit einigen Jahren erfolgreich am Klinikum einge- setzt wird, kann die Atmung der Patienten wieder stabilisieren und die Lunge entlas- ten. „Dank der Behandlung verspüren die Betroffenen erstmals nach langer Zeit wieder das Gefühl, nach dem Aufwachen wirklich wach zu sein und am Leben teil haben zu können“, freut sich die Schlaf- expertin. Um zu erfassen, was im Körper eines Pati- enten während des Schlafes vor sich geht, führen Dr. Wienhausen-Wilke und ihre Kollegen künftig im neuen Schlaflabor eine sogenannte Polysomographie durch. Damit können die Mediziner messen, wo genau die Wurzel des Schlafübels liegt und danach ihre Therapie anpassen. Hierzu wird der Patient verkabelt. Herz- schlag, Blutdruck, Hirnströme, Atmung, Schnarchen, Atemaussetzer, Muskelakti- vität an Beinen und Kinn, Lage des Kör- pers und Sauerstoffgehalt im Blut werden genau festgehalten und ausgewertet. Schlafen will gelernt sein Das Risiko, einmal im Leben unter einer Schlaferkrankung zu leiden liegt bei 70 Prozent. Bluthochdruck und nachfolgend Herz-Kreislauferkrankungen können die Folge sein. Und sogar das Unfallrisiko ist bei Patienten mit Schlafstörungen um das sechsfache erhöht. Fatal ist das vor allem im Straßenverkehr, weil die Betroffenen aufgrund ihrer Tagesmüdigkeit während des Autofahrens vom Sekundenschlaf übermannt werden und von der Fahrbahn abkommen. Grund genug, die Sache mit dem Schlaf ernst zu nehmen. Doch Schlafen kann man lernen. Bereits in Kindertagen werden die Grundsteine für das spätere Schlafverhalten gelegt. Dr. Wienhausen-Wilke rät daher Eltern, für ihre Kinder feste Schlafrituale zu entwi- ckeln und diese auch beizubehalten. „Mit dem Smartphone ins Bett zu gehen ist zwar heute unter Jugendlichen weit ver- breitet, kann aber gravierende Auswir- kungen auf den Schlaf haben. Durch das blaue Licht des Bildschirmes wird die Melatonin-Ausschüttung gehemmt, die für den Tag-Nacht-Rhythmus verant- wortlich ist.“ Die gleiche Wirkung hat ein zum Einschlafen laufender Fernseher. Hinzu kommt, dass der Mensch im Schlaf rund zehn Mal so gut hört, wie am Tage. Schläft man doch einmal schlecht oder wacht nachts auf, ist das erst einmal nicht weiter schlimm. Wichtig ist nur, dass nachdem man aufgewacht ist, sich nicht unter Druck setzt, unbedingt wieder schlafen zu müssen. Denn dann wird es bestimmt nichts. fw Klinikum Esslingen Schlaflabor Dr. Vera Wienhausen-Wilke v.wienhausen-wilke@ klinikum-esslingen.de Das Risoko unter einer Schlaferkrankung zu leiden liegt bei 70 Prozent. Dr. Vera Wienhausen-Wilke

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