Ausgabe 1 >2018

1 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 33 Spezialisten in Äthiopien zertifiziert Die Freude und der Stolz waren groß als Professor Dr. Thorsten Kühn im Februar 2018 im Namen der Arbeits- gemeinschaft für gynäkolo­ gische Onkologie die ersten Zertifikate „Spezialist für gynäkologische Onkologie“ an äthiopische Ärzte ver­ leihen konnte. Vor fast vier Jahren besuchte Dr. Ataklty Tsegay als erster äthiopischer Gynäkologe das Klinikum Esslingen. Durch Internet- recherchen war ihm die hohe Expertise von Professor Kühn und seinem Team bei der Behandlung von gynäkologischen Tumorerkrankungen aufgefallen. Wir haben im ganzen Land keinen Arzt, der die vielen Frauen mit fortgeschrittenen Tumoren der Brust, der Gebärmutter oder der Eierstöcke operieren kann, so berich- tete er damals und war fest entschlossen, an dieser Situation etwas zu ändern. Die sechs Wochen Aufenthalt in Esslingen haben ihn begeistert, nicht nur wegen der ausgezeichneten Möglichkeiten einer hochmodernen Tumorchirurgie am Klini- kum. „Überall bin ich auf Freundschaft und Verständnis für mein Anliegen gesto- ßen“ so „Atta“. Besonders gefreut hat ihn, dass Professor Kühn unverzüglich selbst nach Äthiopien gereist ist, um sich ein Bild zu machen und mit ihm gemeinsam kom- plizierte Fälle zu operieren. „Als ich vor 3 ½ Jahren das erste Mal nach Äthiopien gereist bin, habe ich die große Not aber auch die Begeisterung der jungen Ärztinnen und Ärzte gespürt, sich für ihre Patientinnen zu engagieren und ihre Situation zu verändern“, so Kühn. Sehr bald stellte sich dann heraus, dass es durchaus noch weitere Kollegen gab, die bereit waren, in ihrer wenigen freien Zeit nach Afrika zu fahren, um dort zu ope- rieren und auszubilden. Da wir alle nur über begrenzte Urlaubs- tage verfügen, haben wir uns zusammen- geschlossen und ein Förderprojekt unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie gegründet. Dabei wurden die Rahmenbedingungen für eine zweijährige Ausbildung festge- legt. Jeder Bewerber muss eine bestimmte Anzahl an Operationen unter Anleitung eines erfahrenen deutschen Kollegen durchführen. Weiterhin sind Hospita­ tionen in deutschen gynäkologischen Tumorzentren sowie eine mündliche und schriftliche Prüfung vorgesehen. „Wenngleich körperlich anstrengend, (weil wir nur wenige Tage verweilen können und diese Tage maximal ausge- füllt sind) ist jeder Aufenthalt in Afrika eine Freude“, berichtet Professor Kühn, der in diesem Jahr zum 7. Mal nach Äthiopien gereist ist. Zum einen können wir etwas bewirken und sehen den rie- sigen Fortschritt, den unsere Kollegen in den wenigen Jahren gemacht haben. Auch operativ stehen wir immer wieder vor grossen Herausforderungen, wenn wir fortgeschrittene Tumoren, wie wir sie glücklicherweise in Deutschland kaum noch erleben, mit unzureichen- dem Instrumentarium unter schwierigen Bedingungen mit unzureichend verfüg- baren Blutkonserven operieren müssen. Hier ist maximale operative Erfahrung erforderlich. Ganz wichtig ist aber auch der hohe gegenseitige Respekt und die zuneh- mende Anzahl von tiefen Freundschaften, die in den vergangenen Jahren entstan- den sind und die uns motivieren und immer wieder antreiben. Daher sehe ich in unserem Projekt auch eine wichtige politische Aufgabe. In einer Welt, die zunehmend durch Selbstbezogenheit und Protektionismus geprägt ist, erleben wir in unserem Projekt täglich, welche große Freude es bereiten kann, anderen Men- schen zu helfen, sie in ihrer kulturellen Identität zu schätzen und zu respektieren. Der Dank und die Freundschaft entschä- digen dabei für jede Anstrengung“, so Professor Kühn. Professor Dr. Thorsten Kühn Glücklich über die bestandene Prüfung und die erworbene Zertifizierung Spendenmöglichkeit für das Äthiopienprojekt Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie e.v. Stichwort: Äthiopienhilfe IBAN: DE56 7015 0000 0012 2570 51

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