Ausgabe 1 >2018
30 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2018 PSA-Test: pro und contra Die Bestimmung des PSA-Wertes bei Männern zur Früherkennung von Prostatakrebs galt lange als umstrit- ten. Sorgfältig interpretiert kann die regelmäßige Bestimmung des PSA- Wertes Leben retten, sagen die Befürworter. Unnötige Folgeunter suchungen und Übertherapie befürchten die Kritiker. Jeder Mann über 40, der schon mal beim Urologen war, kennt die Abkür- zung PSA. Sie steht für „prostata spezifisches Antigen“. Es handelt sich dabei um ein Enzym, das die Prostata als Sekret dem Samenerguss bei- mengt, um den Samen zu verflüssi- gen. In sehr geringer Konzentration ist das PSA aber auch im Blut nachweis- bar. Um die Menge des prostataspe- zifischen Antigens im Blut geht es beim PSA-Test. Ein erhöhter PSA- Wert im Blut deutet darauf hin, dass mit der Prostata etwas nicht stimmt. Das kann eine gutartige Vergrößerung der Prostata sein oder auch eine Entzündung, eine Prostatitis. Aber es kann sich auch um Krebs handeln, um ein Prostatakarzinom. Möglicher- weise ist aber die Prostata auch nur gereizt, etwa durch erhöhten Druck von einer langen Fahrradtour. Ein einzelner PSA-Wert ist meist kaum aussagekräftig. Auch bei nied- rigen PSA-Werten, die eigentlich noch im Normbereich liegen, kann sich bereits ein Prostatakarzinom gebildet haben. Erst wenn mehrere Werte nacheinander einen Anstieg zeigen, deutet das auf eine mögliche Krebs- Erkrankung der Prostata hin. Daraus könnte man folgern, dass eine regel- mäßige Untersuchung des PSA-Wer- tes, ein sogenanntes PSA-Screening, eine sinnvolle Vorsorge für die früh- zeitige Erkennung von Prostata-Krebs darstellt. Zwei großangelegte Studien, eine in Europa, eine in den USA, haben genau das untersucht. Während die europäische Studie zu dem Schluss kam, ein PSA-Screening könne die Todesfälle durch Prostatakarzinom reduzieren, kam die US-Studie zum gegenteiligen Ergebnis. Die medizi nischen Fachgesellschaften auch in Deutschland waren daher der Ansicht, dass ein regelmäßiger PSA-Test eher schädlich sei, weil bei ansteigenden PSA-Werten zu häufig unnötige Untersuchungen, wie etwa eine Biop- sie der Prostata, und Übertherapien die Folge wären. Das ist nicht zuletzt auch der Grund dafür, dass die gesetz- lichen Krankenkassen den PSA-Test zur Krebsvorsorge nicht bezahlen. Die Untersuchung ist eine sogenannte IGeL-Leistung, die der Patient aus eigener Tasche finanzieren muss. Inzwischen jedoch wurden insbeson- dere in der US-Untersuchung Fehler entdeckt. Eine Neuberechnung der Ergebnisse kam nun auch für die US- Studie zu dem Schluss, dass durch das PSA-Screening das Risiko gesenkt werden kann, am Prostatakarzinom zu sterben. Ist damit jetzt alles ge klärt? Leider nicht! „Die Prostata ist ein diagnostisches Chamäleon“, sagt der Esslinger Uro- loge Dr. Ulrich Cimniak. „Kaum eine Untersuchung liefert ein eindeutiges Ergebnis darüber, ob eine Verände- rung der Prostata gutartig oder bös- artig ist.“ Ein tastbarer Knoten in der Prostata muss kein Krebs sein, ein Fleck im Ultraschall oder auch ein Befund aus dem CT oder MRT ist nicht eindeutig. Und ein Prostatakarzinom kann auch wie „Pfeffer und Salz“ in der Prostata eingestreut sein und ist damit kaum sichtbar. Auch ein Anstieg des PSA-Wertes kann, muss aber nicht auf ein Prostatakarzinom hindeuten. „Es gilt also, den Grund für den Anstieg des PSA-Wertes heraus- zufinden und dabei alle individuellen Faktoren des Patienten zu berücksich- tigen.“ Sind zuvor bereits andere Männer in der Familie an einem Pros tatakarzinom erkrankt?, lautet eine Ungefähr 40 Prozent der Männer über 50 haben ein unbemerktes Prostatakarzinom.
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