Ausgabe 1 >2018
26 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2018 Eine Schutzkappe für die Plaques Der einzig gesicherte Weg, Patienten dauerhaft vor einer Arte- riosklerose und einem Infarkt zu schützen, ist die sogenannte Statin-Therapie. Sie ist inzwischen der goldene Standard in der Cholesterinbehandlung und der Vorbeugung vor einem Herz infarkt. Statine, auch HMG-CoA-Reduktasehemmer genannt, führen zu einer Senkung des Cholesterinspiegels. Und das funk- tioniert so: Die HMG-CoA-Reduktase ist ein Enzym, das Cholesterin bindet. Durch die Einnahme der Statine wird die Enzymbildung gehemmt. Die Cholesterinproduktion und damit der Gesamtcholesterinwert sinken. Sinkt der Cholesterinwert während der Therapie auf unter 70 mg/dl, können sich Plaques sogar stabilisieren. Dabei erhöhen sich die glattmuskulären Anteile an der Plaque-Oberfläche – es kommt also zur Bildung einer Art Schutzkappe – die eine Plaque-Ruptur verhindern und zugleich den fetthaltigen, flüssigen Kern der Ablagerung verfestigen. Eine Statintherapie hat also nicht nur den Zweck, Cholesterin dauerhaft zu senken, sondern es geht in erster Linie darum, mittels der Plaque- Stabilisierung das Risiko eines drohenden Herzinfarkts zu mini- mieren. Der große Vorteil daran ist, dass an den Gefäßwänden nicht nur keine neuen Plaques entstehen können, sondern diese Plaque-Stabilisierung auch unabhängig von der Höhe der Cholesterinwerte erfolgt. >>> Klinikum Esslingen Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie Chefarzt Professor Dr. Matthias Leschke Telefon 0711 3103-2401 m.leschke@klinikum-esslingen.de Hohe Plaquelast – hohes Risiko Natürlich muss nicht jeder Patient, der einen hohen Choleste- rinspiegel hat, mit einer Statin-Therapie beginnen. Professor Leschke rät dazu, zunächst durch einen strikten Rauchverzicht und eine Ernährungsumstellung zu versuchen, die Werte wieder in den Griff zu bekommen. Erst wenn die Bemühungen keine Wirkung zeigten, so der Experte, sei an eine medikamentöse Therapie zu denken. Unabdingbar ist sie jedoch für Menschen, bei denen während einer kardialen CT-Untersuchung viele Plaques in den Arterien festgestellt werden. „Wenn ein Patient eine hohe Plaquelast aufweist, rate ich immer dazu, eine Statin- Therapie durchzuführen. Das ist der einzige Weg, die Plaques zu stabilisieren und den Patienten vor einem Infarkt zu schützen.“ Obwohl inzwischen kaum ein Medikament besser erforscht ist als der Cholesterinsenker, ist die Statinversorgung der Bevölke- rung gemessen am Herzinfarktsrisiko defizitär. „Ich erkläre mir das so, dass viele Menschen Angst davor haben, das Medika- ment einzunehmen. Dazu tragen auch pseudomedizinische Bei- träge in Magazinen und im TV bei, die einen glauben machen wollen, durch Ersatzprodukte wie Margarine oder durch viel Omega 3 Fettsäuren könne der Cholesterinwert und damit auch das Infarktrisiko gesenkt werden. Doch das ist Unsinn.“ Zudem erschienen immer wieder Publikationen und Fernsehbeiträge, die den Nutzen der Statine in Zweifel zögen. „Das ärgert mich ungemein, denn diese Beiträge sind für den Patienten extrem gefährlich. Wir wissen inzwischen, dass solche Veröffentlichun- gen mit dafür verantwortlich sind, dass Patienten ihre Statine eigenmächtig absetzen und es somit zu einer steigenden Zahl an Infarkten kommt.“ Der Professor betont: „Statine, das kann ich gar nicht oft genug sagen, sind der einzige Weg, Risikopatienten dauerhaft und effektiv vor Gefäßerkrankungen zu schützen und das damit verbundene erhöhte Sterblichkeitsrisiko zu senken.“ fw Gewusst? Cholesterin steigert den IQ-Wert Auf 100 Gramm enthält Muttermilch 25 Milligramm Cholesterin. Damit hat sie einen deutlich höheren Cholesteringehalt als Kuhmilch (12 mg/100 g). Cholesterin spielt beim Aufbau des Gehirns und des Nerven systems eine wichtige Rolle, deshalb wird vermutet, dass Kinder, die gestillt wurden, später durchschnittlich einen höheren IQ haben als Kinder, die nicht gestillt wurden.
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