Ausgabe 1 >2018
1 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 17 Ursache für den Verschleiß des Kniegelenks ist Arthrose. „Das Alter ist der größte Risikofaktor für die Entstehung von Arthrose“, sagt Professor Dr. Jürgen Degreif, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Esslingen. Arthrose ist eine Erkrankung der Gelenke. Dabei wird die Knor- pelschicht im Gelenk zerstört. In der Folge reiben die Knochen aufeinander. Das führt zu Schmerzen und zerstört das Gelenk. Hauptsächlich sind die Hüft-, Hand- und Kniegelenke von Arth- rose betroffen. Aber auch an anderen Gelenken kann Arthrose auftreten. „Meist haben die Patienten eine Veranlagung für Arthrose“, sagt Professor Degreif. Neben dem Gelenkverschleiß stellen Schienbeinkopffrakturen und eine Instabilität des Kreuz- beins weitere Risikofaktoren dar. Diese Faktoren spielen aber bei wenigen Patienten den ausschlaggebenden Faktor. Das gilt auch für einen Verschleiß der Kniegelenke durch Sport. „Wenn sport- liche Aktivität die Ursache ist, dann meist eine sogenannte Knie- risikosportart.“ Dazu zählen Fußball, Handball oder auch Tennis. Denn die schnellen Sprint-Stop-Bewegungen und Drehungen auf der Stelle unter Höchstbelastung und maximaler Geschwin- digkeit machen den Knien sehr zu schaffen. Dagegen sind gleich- förmige Bewegungen wie Radfahren, Gehen und auch Dauerlauf gut für die Kniegelenke. Denn durch die Bewegung werden Muskeln aufgebaut und gestärkt. „Der Knorpel wird durchmas- siert und kann so regenerieren“, erklärt der Orthopäde. Patienten mit Kniegelenksarthrose klagen über Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Behandelt werden können aber nur die Symptome, die Arthrose selbst bleibt bestehen. Hierzu erhalten die Patienten bei der konservativen Therapie Schmerz- mittel und physikalische Anwendungen mit Wärme. „Kommt es zu einem Arthroseschub und das Gelenk schwillt an, empfinden viele Betroffene Kälte als angenehm und schmerzlindernd“, sagt Professor Degreif. Von Spritzen mit Schmerzmitteln und Kortison in das Gelenk rät er dagegen vollständig ab. Denn das Infektionsrisiko sei viel zu hoch. Und auch sogenannte Knorpel aufbaupräparate werden in der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Esslingen nicht in das Gelenk gespritzt. „Diese Präparate sind bislang den wissenschaftlichen Wirk nachweis schuldig geblieben“, sagt Professor Degreif. Reichen Schmerzmittel und physikalische Anwendungen nicht mehr aus, steht der Einsatz einer Kniegelenksprothese im Raum. Professor Degreif führt für die Entscheidung drei Kriterien an: Schmerzen des Patienten, Bewegungseinschränkung und ein Achsfehler. Wichtigstes Kriterium sind die Schmerzen. Die Bewe- gungseinschränkung lässt sich über das Streckdefizit bestim- men. „Die meisten Patienten können ihr Bein nicht mehr durch- strecken. Zehn Grad sollte das Defizit aber nicht überschreiten“, sagt er. Zudem sollten die Patienten ihr Knie im rechten Winkel beugen können. Auch ein Achsfehler ist entscheidend für die Entscheidung für oder gegen den Eingriff. Dabei wird gemessen, ob die Patienten X- oder O-Beine haben. „Auch hierbei ist zehn Grad die kritische Marke. Denn bis zu diesem Wert lassen sich die Fehlstellungen chirurgisch leicht korrigieren.“ Rund 80 Pro- zent der Patienten haben O-Beine. Die genaue Beurteilung der genannten Kriterien ist erforderlich, damit das Ziel der Opera- tion bestmöglich erreicht werden kann. Ziel ist es, für ein wieder stabiles, schmerzfreies, belastbares Knie zu sorgen, gleichzeitig die Beinachse zu korrigieren und maximale Beweglichkeit im Gelenk zu erreichen. „Die Operation des Knies ist deutlich anspruchsvoller als die des Hüftgelenks. Denn beim Hüftgelenk muss man nicht auf die Beinachse achten“, sagt Professor Degreif. Die Korrektur der Beinachse ist immer ein kosmetisches Ziel, aber wissen- schaftliche Studien beweisen auch, dass Gelenkprothesen in einem geraden Bein eine längere Haltbarkeit aufweisen. Die sogenannte Standzeit, also die Haltbarkeit, bei künstlichen Kniegelenken liegt zwischen 85 bis 90 Prozent für zehn und 80 bis 85 Prozent für 15 Jahre. Am Klinikum Esslingen werden jährlich ca. 130 Implantationen von künstlichen Kniegelenken vorgenommen. Je nach Zustand des Gelenks und Grad der Arthrose können verschiedene Prothesentypen implantiert werden. Ist die Ober- fläche des Gelenks beschädigt und das Gelenk in sich stabil, können zwei verschiedene Arten von Prothesen >>> „Die sogenannte Stand zeit bei künstlichen Kniegelenken liegt zwischen 85 bis 90 Prozent für zehn und 80 bis 85 Prozent für 15 Jahre.“ Professor Dr. Jürgen Degreif Am Klinikum Esslingen werden jährlich ca. 130 Implantationen von künstlichen Kniegelenken vorgenommen.
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