Ausgabe 1 >2018

14 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2018 Auf offener Straße fasst sich ein Mann ans Herz, schreit vor Schmerz auf und bricht zusammen. Passanten stehen dabei, wissen nicht recht, was zu tun ist. Erste Hilfe leisten, klar – aber wie? Der letzte Erste Hilfe Kurs ist schon lange her und wurde irgendwann beim Führerschein gemacht… Vergessen, wie das nochmal mit der Reanimation und Herzdruck- Massage geht. Vorbereitet für den Ernstfall Für die Jugendlichen der Zollberg-Realschule in Esslingen ist das nun kein Problem mehr, denn am Klinikum Esslingen haben sie einen Kurs besucht, der das Know-how für eine Reanimation bei plötzlichem Herzstillstand vermittelt. Angelika Androsch, Leiterin des Teams Notfalltraining am Klinikum Esslingen, hat mit Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes Esslingen, Bereitschaft Zell, den Kurs organisiert. Er ist Teil der landes- weiten Initiative „Löwen retten Leben“ des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport. Im Forum des Klinikums liegen Notfallpuppen aus, bereit, sich von den 28 Schülerinnen und Schülern beatmen und reani- mieren zu lassen. Hannes ist einer von ihnen. Der 15-jährige geht in die 9. Klasse der Zollberg-Realschule. „Ich hoffe, dass ich hier lerne, wie ich einem Menschen in einer Notsituation helfen kann. Denn Herzdruck und Beatmung sind wichtig, um den Kreislauf in Takt zu halten und Hirnschäden zu vermeiden.“ Hannes' Wünsche entsprechen ganz denen von Angelika Androsch: „In Deutschland können gerade einmal 35 Prozent der Bürger im Notfall Erste Hilfe leisten. Wir nennen das Laien- reanimation. In Skandinavien sind es 70 Prozent, denn dort sind Rettungsmaßnahmen fester Bestandteil der Schulbildung. Das wollen wir auch.“ Learning-by-doing ist daher die Strategie der „Löwen retten Leben“-Initiative und die bringt's, denn Hannes weiß jetzt: „30 Mal muss ich das Herz mit starken Stößen durch den Brustkorb massieren und dann den Patienten zwei Mal durch den Mund beatmen.“ In der Fachsprache nennt man es den 30:2 Rhythmus. Eltern und Geschwister motivieren Seit drei Jahren gibt es das Kooperationsprojekt am Klinikum Esslingen schon und das Team um Angelika Androsch tut alles dafür, dass immer mehr Jugendliche lernen, wie eine Reani- mation richtig funktioniert. Inzwischen durchlaufen zweimal im Jahr mehrere hundert Schülerinnen und Schüler den Lebens- retter-Kurs. „Wir wünschen uns, dass die Jugendlichen den Kurs als Fackel weitertragen. Vielleicht erzählen sie zu Hause ihren Eltern und Geschwistern davon und motivieren sie, selbst auch noch einmal einen solchen Kurs zu besuchen.“ Das wäre ein Schritt hin zu den 70 Prozent. Inzwischen haben viele Schulen im Landkreis Esslingen nicht nur den Kurs besucht, sondern auch eigene Schulsanitätsgrup- pen. Swen ist so ein Schulsanitäter und geht in Hannes' Klasse. Drei Wochen lang besuchte er für mehrere Stunden einen Erste Hilfe Kurs. Mit dem Training am Klinikum Esslingen rundet er sein Profil als Rettungs-Experte ab. „Ich fühle mich nun richtig gut vorbereitet für den Ernstfall“, sagt er und grinst. Und trotz- dem kann man nur hoffen, dass er seine Kenntnisse nicht so schnell anwenden muss. fw Schulen, die sich für das Notfalltraining des Klinikums Esslingen interessieren, können sich an Angelika Androsch wenden. a.androsch@klinikum-esslingen.de Im 30:2 Rhythmus reanimiert eine Schülerin eine Übungspuppe „ In Deutschland können gerade einmal 35 Prozent der Bürger im Notfall Erste Hilfe leisten.“

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