Ausgabe 1 >2018

12 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2018 ßige Einnahme von Calcium erhöht das Herzinfarktrisiko. „Wer sich normal und ausgewogen ernährt, muss nicht zusätz- lich Calcium einnehmen“, sagt Professor Geißler. Mit den genannten Maßnahmen ist es möglich, die Dichte des Knochens wie- deraufzubauen. Dabei ist aber Geduld gefragt. Ergebnisse lassen sich oft erst nach zwei bis drei Jahren bei der nächs- ten Knochendichtemessung feststellen. Wird dabei keine Verbesserung diagnos- tiziert oder der Patient erleidet vorher eine Fraktur, verordnen die Mediziner Medikamente, um den Abbau des Kno- chens zu stoppen – sogenannte Bisphos- phonate. „Bisphosphonate hemmen die Osteoklasten. Diese Zellen bauen den Knochen ab“, erklärt Professor Kühn. Bevor dieses Medikament allerdings ver- ordnet werden kann, muss der Patient seine Zähne gründlich untersuchen und gegebenenfalls sanieren lassen. Denn bereits bei der kleinsten Entzündung besteht die Gefahr, dass es zu einer Kie- ferosteonekrose kommt. Dabei entzündet sich der Kieferknochen und wird abge- baut. „Leider ist eine Kieferosteonekrose chirurgisch nur sehr schwer in den Griff zu bekommen und muss daher unbedingt vermieden werden“, betont Professor Geißler. Neben den Bisphosphonaten haben sich auch sogenannte RANKL- Hemmer bewährt. Bekannt ist unter anderem das Medikament Denosumap, welches den Patienten zweimal jährlich unter die Haut gespritzt wird und zu einem schnellen Anstieg der Knochen- dichte führt. „Die Medikamente ersetzen aber nicht, die regemäßige Bewegung und die nötigen Veränderungen des Lebensstils“, betonen beide Chefärzte. Frakturen an der Wirbelsäule sind sehr schmerzhaft Kommt es trotz der Einnahme von Medi- kamenten, Bewegung und gesunder Lebensweise zu Brüchen, sind die Unfall- chirurgen und Orthopäden des Klinikum Esslingen gefragt. „Durch die schlechte Knochenqualität kommt es durch geringe Einflüsse von außen zu Knochenbrüchen“, erklärt Dr. Gergely Bodon, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie und Lei- tender Arzt Wirbelsäulenchirurgie an der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie unter Chefarzt Professor Dr. Jürgen Degreif. Charakteristisch brechen das Handgelenk oder der Oberschenkelhals. Bei vielen Patienten kommt es zu einer Kompressionsfraktur der Wirbelkörper oder Ermüdungsbruch des Kreuzbeins. Und hinzu kommt noch ein weiterer Fakt: bei vielen dieser Patienten die Ursache, Osteoporose, noch gar nicht diagnosti- ziert. „Wir erleben es oft, dass die Frak- turen behandelt werden, die Ursache für den Bruch aber nicht identifiziert wird“, sagt Dr. Bodon. Im Fachbereich Wirbel- säulenchirurgie wurde daher ein Osteo- porose-Screening eingeführt. Bei allen Patienten, die älter als 60 Jahre sind, und >>> „Wer sich normal und ausge­ wogen ernährt, muss nicht zusätzlich Calcium einnehmen.“ Auch wenn die Werte niedrig sind, muss man nicht gleich in die Medikamenten- schublade greifen. „Wer seine Lebensge- wohnheiten ändert, kann zu einem Auf- bau der Knochendichte beitragen“, betont Professor Geißler. Das bedeutet, mit dem Rauchen aufzuhören, den Alkoholkonsum drastisch zu reduzieren und körperlich aktiv zu werden. „Niemand muss einen Marathon laufen, aber man sollte zum Beispiel Einkäufe zu Fuß erledigen oder die Treppe statt des Aufzugs nehmen“, erklärt Professor Kühn. Als Richtwert können sich die Patienten fünf Mal 30 Minuten Bewegung pro Woche notieren. Vitamin D sorgt für starke Knochen Zusätzlich sollten die Patienten den Vit- amin D-Spiegel im Blut messen lassen. Das Hormon ist nicht nur wichtig für die Funktion des Immunsystems, sondern auch für den Calcium-Stoffwechsel. Es trägt dazu bei, dass Calcium aus dem Darm in die Blutbahn und in den Knochen gelangt, um synthetisiert zu werden. Für die Produktion des Hormons ist die Son- neneinstrahlung unerlässlich, was dazu führt, dass viele Menschen in den nördli- chen Gebieten an einem Mangel leiden. Zwar kann der Körper Vitamin D spei- chern, allerdings nur bis zu vier Monaten. Von der Einnahme von Calcium dagegen rücken Experten ab – denn eine übermä- Gewusst? Knochenporzellan Um Porzellan eine besondere Transparenz zu verleihen, wurden Calciumoxid und Calcium­ phosphat aus Knochenasche verwendet. Daher kommen die Bezeichnungen Knochenporzellan und feines Knochenporzellan.

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